Aufbau und Finanzierung sozialer Dienstleistungen für ältere Mitglieder der Baugenossenschaft "Freie Scholle eG"

Kontakt:

Thomas Möller, Baugenossenschaft "Freie Scholle eG", Jöllenbecker Straße 123, 33613 Bielefeld, Tel.: 0521 / 9888 - 152, Email: thomas.moeller@freie-scholle.de, Internet: http://www.freie-scholle.de


Die Baugenossenschaft "Freie Scholle eG" wurde im Jahr 1911 ohne bürgerliche Hilfe aus der Arbeiterbewegung heraus gegründet, um die verheerende Wohnsituation von Arbeiterfamilien zu verbessern. Die Gründer wollten auf ihrem eigenen Stück Land, auf ihrer freien Scholle, frei von obrigkeitsstaatlichen Bevormundungen leben.
Die Freie Scholle hat heute einen Bestand von 5.031 Wohnungen ausschließlich im Bereich der Stadt Bielefeld, von denen 4.615 frei finanziert sind, und ihr gehören gut 7.000 Mitglieder an. Die Bilanzsumme betrug am 31.12.2004 142,3 Mill. €, davon waren 29,4 % Eigenkapital der Genossenschaft. Die Freie Scholle beschäftigt wir 94 Mitarbeiter, von denen 37 Teilzeitkräfte sind.
Die Freie Scholle legt großen Wert auf ihre genossenschaftliche Unternehmensform. Das heißt, dass dieses Unternehmen ausschließlich den Genossenschaftsmitgliedern gehört. Sie allein sind Ausgangspunkt und Ziel allen genossenschaftlichen Handelns.
Konkret bedeutet das, dass selbstverständlich auch in der Freien Scholle die Geschäftstätigkeit darauf ausgerichtet ist, einen Gewinn zu erwirtschaften.
Das Besondere an der Rechtsform der Genossenschaft ist aber nach dem von den Mitgliedern festgelegten Grundverständnis der Freien Scholle, dass dieser Gewinn ausschließlich den Mitgliedern zu Gute kommen muss. Deshalb hat die Freie Scholle das Ziel, ihren Mitgliedern sowohl einen wirtschaftlichen Vorteil als auch einen sozialen Vorteil und einen demokratischen Vorteil zu bieten.
Im folgenden Text wird ausschließlich auf die Maßnahmen zur Erreichung des sozialen Vorteiles für die Mitglieder eingegangen. Allerdings soll zumindest kurz erwähnt werden, dass die Nutzungsgebühren der frei finanzierten Genossenschaftswohnungen durchschnittlich um 50 Cent unter dem mittleren Wert des Bielefelder Mietspiegels liegen.

Ausgangssituation der Freien Scholle im Jahr 1987

Bereits im Jahre 1987 hatte die Freie Scholle eine Haushaltsstrukturanalyse in Auftrag gegeben. Sie brachte zu Tage, dass bereits damals 34% aller Bewohner der Genossenschaft 60 Jahre und älter waren. Die Analyse der Haushaltszusammensetzung ergab, dass 26,7% aller Haushalte Ein-Personen-Seniorenhaushalte und 17,6% Zwei-Personen-Haushalte mit mindestens einem Bewohner über 60 Jahre waren. Die Diskussion dieser Ergebnisse durch das Parlament der Genossenschaft, der Vertreterversammlung, führte zu der Forderung der Mitglieder nach Maßnahmen zur Sicherung des Wohnungserhalts älterer und hilfsbedürftiger Bewohner.
Dieses führte dazu, dass die Baugenossenschaft Freie Scholle im Jahr 1988 als erstes bundesdeutsches Wohnungsunternehmen mit dem Aufbau einer eigenen Altenberatung und -betreuung begann. Ziele dieser Maßnahme waren:

  1. Beratung über und Organisation von Hilfen für ältere Mitglieder mit der Zielsetzung, Heimeinweisungen zu vermeiden
  2. Aufbau einer generationsübergreifenden Gemeinwesenarbeit zur Stärkung der nachbarschaftlichen Hilfestrukturen
  3. Konzeptionierung und Einführung von neuen Wohnkonzepten für ältere Bewohner als Alternative zum Pflegeheim

Alle diese Ziele waren und sind darauf ausgerichtet, das Kerngeschäft der Genossenschaft, die Vermietung der Wohnungen, zu sichern und damit auch ihre langfristige Wirtschaftlichkeit.

Aufbau und Zielsetzung der Altenberatung

Als erste konkrete Maßnahme wurde 1988 in dem am stärksten überalterten Siedlungsgebiet eine Genossenschaftswohnung zu einer Beratungsstelle umgebaut und zunächst zwei Sozialarbeiter eingestellt. Arbeitsschwerpunkte der Sozialarbeiter sind die Förderung der Selbst- und Nachbarschaftshilfe, die Anpassung der Wohnung und des Wohnumfeldes an die Anforderungen alter Menschen und die Organisation und Koordination von Hilfen, um ein Leben in der vertrauten Umgebung auch bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit zu ermöglichen.
Dieser umfassende Anspruch des Betreuungsteams kann nicht vom Schreibtisch aus realisiert werden, sondern nur durch das Prinzip der aufsuchenden Hilfe. So ist es vorrangige Aufgabe der Sozialarbeiter, die alten Mitglieder in ihrer Wohnung zu besuchen und dort gemeinsam mit ihnen jeweils individuelle Hilfen zu erarbeiten und zu organisieren. Bei einer Pflegebedürftigkeit, einer akuten Erkrankung oder nach einer Krankenhausentlassung ist es die Aufgabe der Sozialarbeiter, die häusliche Pflege zu organisieren.
Weitere Aufgaben der Sozialarbeiter sind:

  • Bereitstellung und Organisation von Pflegehilfsmitteln durch den Aufbau eines eigenen Pflegehilfsmitteldepots,
  • individuelle Anpassungsmaßnahmen in der Wohnung und im Wohnfeld, die in Zusammenarbeit mit der technischen Abteilung der Genossenschaft realisiert werden,
  • die Vermittlung von ambulanten Pflegediensten,
  • Absprachen mit Hausärzten und Physiotherapeuten,
  • und Beratung der Finanzierung der Pflege.

Häufig nachgefragt wird auch die Hilfestellung bei Anträgen z.B. für Pflegegeld oder Sozialhilfe. Dabei endet die Tätigkeit der Altenberater aber nicht mit dem Ausfüllen des Antrags. Oft sind Gespräche mit den zuständigen Sachbearbeitern notwendig. Bei der Antragsablehnung ist die Möglichkeit des Widerspruchs bis hin zur Einleitung von rechtlichen Schritten zu prüfen.
Bereits 1989 erweiterte die Altenberatung ihr Leistungsangebot um eine Kurzzeitpflegewohnung, die durch den Umbau von zwei Kleinwohnungen entstand. Damit sollte die Versorgung von pflegebedürftigen Mitgliedern sichergestellt werden, wenn die pflegenden Angehörigen wegen Krankheit oder Urlaub die Pflege für einen begrenzten Zeitraum nicht selber leisten konnten.
Diese Kurzzeitpflegewohnung wurde durch die Einbeziehung weiterer Wohnungen sowie eines Anbaus in den folgenden Jahren erweitert. Durch den im Anbau integrierten Fahrstuhl konnte auch der barrierefreie Zugang zu den Wohnungen ermöglicht werden. Heute leben hier 6 hoch betagte Genossenschaftsmitglieder in zwei Wohngruppen. Die ambulante Versorgung wird rund um die Uhr durch einen externen Pflegedienst sichergestellt. Um die Altenarbeit der Genossenschaft zu unterstützen und weiter auszubauen, wurde im Jahr 1990 von Genossenschaftsmitgliedern der Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. gegründet. Dieser Verein hat heute knapp 1600 Mitglieder. Die Mitgliedsbeiträge betrugen im vergangenen Jahr fast 75.000 €.
Durch diesen Verein war es möglich, das Angebot der Altenberatung und -betreuung um einen mobilen sozialen Dienst zu erweitern. So beschäftigt der Verein durchgängig 5 Zivildienstleistende, deren Aufgabe es ist, die Haus- und Außenreinigung für alte und behinderte Menschen zu übernehmen oder aber auch alte Menschen bei Arztbesuchen oder beim Einkaufen zu begleiten. Da dieser Dienst kostendeckend betrieben werden muss, müssen die Mitglieder, die diese Dienste in Anspruch nehmen einen Kostenbeitrag zwischen 4 und 8 € je Stunde leisten.

Stärkung der nachbarschaftlichen Hilfestrukturen

In allen elf Siedlungsgebieten der Freien Scholle, die zwischen 240 und 1.000 Wohnungen umfassen, wurden in den vergangenen Jahren von der Freien Scholle Nachbarschaftstreffs eingerichtet, die vom Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. betrieben werden. In diesen Treffpunkten wurden gleichzeitig auch Büros für die dezentrale Mitgliederbetreuung, die von einem Team aus jeweils einem Mitarbeiter aus den Bereichen Mitgliederbetreuung, Altenberatung und Regiebetrieb geleistet wird, geschaffen. Des Weiteren werden diese Räumlichkeiten auch von den Gremien der erweiterten genossenschaftlichen Selbstverwaltung genutzt.
Die Grundidee der Nachbarschaftstreffs ist, dass hier den Bewohnern der Genossenschaft Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, über deren Nutzung sie selbstbestimmt und selbstverantwortlich entscheiden können. Das heißt, dass dort nur die Aktivitäten stattfinden, die von den Siedlungsbewohnern selbst ehrenamtlich organisiert werden. Zu den Aktivitäten, die in den Nachbarschaftstreffs von insgesamt über 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert werden, gehören der gemeinsame Mittagstisch und Kaffeenachmittage für die älteren Bewohner ebenso wie Krabbelgruppen und Kinderspielnachmittage für die kommende Mitgliedergeneration.

Erarbeitung von neuen Wohnkonzepten

Um die Wohnsituation alter Menschen in einem Bielefelder Stadtteil, der laut Aussagen des Bielefelder Altenhilfeplanes ein deutliches Defizit an Altenhilfeeinrichtungen aufwies, zu verbessern, begann die Freie Scholle 1994 dort mit dem Bau ein Nachbarschaftszentrums. In diesem Zentrum wurden sowohl barrierefreie Wohnungen als auch soziale, medizinische und gewerbliche Dienstleistungsangebote geschaffen.
Im ersten Bauabschnitt entstanden 29 barrierefreie 2- und 3-Zimmer-Wohnungen mit einer Wohnfläche zwischen 55 und 80 m2 . Diese Wohnungen wurden von der Genossenschaft ohne die Inanspruchnahme öffentlicher Mittel gebaut.
Bauherr der sozialen Einrichtungen war der Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. Unterstützt wurde diese Baumaßnahme vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung als Modellprojekt zur Verbesserung der ambulanten Versorgung pflegebedürftiger Menschen sowie der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW.
Kooperationspartner des Vereins sind die Arbeiterwohlfahrt, die in diesem Zentrum eine Caféteria sowie das Aktivitätenzentrum betreibt, die Diakoniestation des evangelischen Gemeindedienstes, die von dem Nachbarschaftszentrum aus die ambulante Versorgung Pflegebedürftiger in diesem Stadtteil sicher stellt, sowie das Amt für soziale Dienste der Stadt Bielefeld.
Zur Verbesserung der medizinischen und gewerblichen Infrastruktur wurden außerdem noch 3 Arztpraxen, eine Praxis für Ergotherapie sowie eine Bäckerei und ein Friseur im Zentrum integriert.
In einem 2. Bauabschnitt errichtete die Genossenschaft 63 weitere barrierefreie Wohnungen sowie zwei jeweils 220 m2 große Gruppenwohnungen. Diese Gruppenwohnungen werden von jeweils 4 Genossenschaftsmitgliedern bewohnt. Sie sind so konzipiert, dass bei steigender Pflegebedürftigkeit eine rund um die Uhr-Betreuung durch die im Nebenhaus angesiedelte Diakoniestation gewährleistet ist.
Durch dieses Zentrum ist es gelungen, die ambulante Versorgungssituation in diesem Stadtteil deutlich zu verbessern. Darüber hinaus ist hier kein Altenghetto entstanden, sondern ein breites Angebotsspektrum, das dieses Zentrum zu einem Treffpunkt für alle Generationen macht. Für dieses Projekt wurde die Freie Scholle mit dem ersten Preis in dem bundesweiten "Werkstatt-Wettbewerb Quartier", der von der Bertelsmann Stiftung und dem Kuratorium Deutsche Altershilfe ausgelobt wurde, ausgezeichnet.
In geringerem Umfang und ohne öffentliche Zuschüsse hat die Freie Scholle ein weiteres Nachbarschaftszentrum in einem anderen Bielefelder Stadtteil realisieren können. Im Zuge der umfassenden Modernisierung eines Siedlungsgebietes aus den frühen 50er-Jahren wurden 7 Genossenschaftswohnungen durch den Anbau eines Fahrstuhls barrierefrei erschlossen und die Wohnungen selbst behindertengerecht umgebaut. Im Gegensatz zu den bereits genannten Wohngruppen bilden hier die 7 Wohnungen eine abgeschlossene Einheit. Für die Nutzer stehen aber großzügige Gemeinschaftsflächen zur Verfügung. Betrachtet man dieses Projekt im Gesamtzusammenhang der Modernisierung, so lässt sich hieran gut erklären, was in der Freien Scholle unter dem Begriff des lebensgerechten Wohnens verstanden wird. Vor Beginn der Modernisierung bestand dieses Siedlungsgebiet ausschließlich aus kleinen 2- und 3-Zimmer-Wohnungen mit höchstens 55 qm Wohnfläche. Im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen wurden umfangreiche Grundrissveränderungen durchgeführt mit dem Ziel, Wohnmöglichkeiten für alle Lebensabschnitte bieten zu können. So entstanden nicht nur die beschriebenen barrierefreien Wohnungen, sondern darüber hinaus 3-Zimmer-Wohnungen mit 70 qm und große 4-Zimmer-Wohnungen mit über 100 qm Wohnfläche.
Zum Ausbau der Nachbarschaftsstrukturen wurde darüber hinaus ein Nachbarschaftstreff angebaut, in dem vielfältige selbst bestimmte Aktivitäten der Mitglieder stattfinden können. Darüber hinaus wurden zwei Gästezimmer eingerichtet, die die Mitglieder des Gebietes für Besuche von Freunden oder Verwandten anmieten können. Außerdem wurde ein Vor-Ort-Büro eingerichtet, in dem regelmäßige Sprechstunden der Mitgliederbetreuung und auch der Altenbetreuung stattfinden. Außerdem wurden Räumlichkeiten für den Bielefelder Hebammenverein eingerichtet.

Finanzierung der Altenarbeit

Dieses gesamte Arbeitsspektrum machte natürlich die Schaffung weiterer Arbeitsplätze notwendig. Ingesamt beschäftigen Genossenschaft und Verein heute zusammen 4 Sozialarbeiter, 3 Nachbarschaftshelferinnen, 1 Bürokraft sowie 5 Zivildienstleistende.
Allein der Verein Freie Scholle Nachbarschaftshilfe e.V. gab im vergangenen Jahr gut 328.000 € für soziale Dienstleistungen aus. Davon waren allein über 150.000 € Personalkosten einschließlich dem Sold der Zivildienstleistenden.
Der Genossenschaft entstanden im gleichen Zeitraum im Bereich der Altenarbeit Personalkosten für 3 Sozialarbeiter und eine teilzeitbeschäftigte Bürokraft sowie Sachkosten in Höhe von zusammen knapp 370.000 €. Diese Kosten werden von der Gemeinschaft aller Mitglieder getragen. Es ist sozusagen ein genossenschaftseigener Generationenvertrag.
Rechnet man die Kosten dieser Arbeit für jede Wohnung, so entfallen monatlich 6,11 € der Nutzungsgebühren auf diese Arbeit. Auf den qm Wohnfläche bezogen sind es ganze 9 Cent, dies entspricht 2 % der Netto-Kalt-Nutzungsgebühr.

Umstrukturierung des Wohnungsbestandes

Gleichbedeutend mit dem Angebot sozialer Dienstleistungen ist aber auch die Anpassung des vorhandenen Wohnungsbestandes an die aktuellen Wohnwünsche. Ansatzweise wurde bereits kurz erläutert, wie die Freie Scholle dieses durch umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen im Bestand in Angriff genommen hat.
Betrachtet man nun aber die Erwartungen, die nach einer repräsentativen Befragung Bielefelder Senioren an seniorengerechtes Wohnen haben, so stellt man fest, dass neben der Erledigung der Hausordnung, der möglichen Installation eines Hausnotrufsystems und der Organisation eines Pflegedienstes ganz oben in den Erwartungen der barrierefreie Wohnraum angesiedelt ist. Dieser barrierefreie Wohnraum kann jedoch im Bestand nur selten, und wenn, dann mit einem erheblichen Aufwand realisiert werden.
Die Genossenschaft hat deshalb genau zu prüfen, ob sich die Modernisierung eines Gebäudes noch lohnt oder ob es nicht wirtschaftlich vernünftiger und den Ansprüchen der Menschen angemessener ist, ein solches Gebäude abzureißen und durch einen zeitgemäßen barrierefreien Neubau zu ersetzen. Dieses erfordert selbstverständlich einen engen Dialog mit den betroffenen Mitgliedern. In einem Siedlungsgebiet im Westen der Stadt Bielefeld beschreitet die Freie Scholle seit drei Jahren diesen Weg ganz konsequent. So wurde den Bewohnern der Häuser, die zur Modernisierung anstanden, die Alternative Abriss und Neubau vorgestellt und die Vorteile dieser Maßnahme erläutert. Wichtig dafür, dass alle Bewohner sich für den Abriss und Neubau der Häuser aussprachen war, dass sie von Anfang an in die Planung der neuen Wohnungen eingebunden wurden und die Zusicherung erhielten, dass die Nutzungsgebühr je qm Wohnfläche im Monat für sie nicht über der im Falle einer Modernisierung zu zahlenden Nutzungsgebühr liegen würde. Zur Zeit laufen darüber hinaus auch die Planungen zur Errichtung eines weiteren Nachbarschaftszentrums. Doch unabhängig davon, ob sich ein Wohnungsunternehmen für Modernisierung oder Abriss und Neubau entscheidet, in jedem Fall muss sicher gestellt sein, dass die Wohnungsstruktur die Möglichkeit bietet, dass unterschiedliche Generationen zusammen leben können.
Nur so können nachbarschaftliche Hilfestrukturen aufrechterhalten werden bzw. wieder neu aufgebaut werden. Denn nachbarschaftliche Hilfestrukturen sind nach Auffassung der Freien Scholle eine wichtige Hilfe bei der Verbesserung der ambulanten Versorgung. Gerade vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist es unerlässlich, diese ambulanten Versorgungsstrukturen weiter auszubauen.

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit

Die Zeiten, in denen in der Bundesrepublik Deutschland ein Wohnungsmangel bestand, sind endgültig vorbei. Das bedeutet, dass sich alle Wohnungsunternehmen einem Wettbewerb stellen müssen, der sich in den kommen Jahrzehnten deutlich verschärfen wird. Das soziale Dienstleistungsangebot, das von der Baugenossenschaft Freie Scholle eG in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, hat bereits heute dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und damit die Wirtschaftlichkeit der genossenschaftlichen Unternehmung langfristig zu sichern. Während bei den anderen ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen in Bielefeld 11,15% der Mieter ihre Wohnung im Jahr 2004 kündigten, waren es bei der Freien Scholle nur 8,87%. Darin enthalten sind aber 105 Wohnungstausche, die allein 23,5% aller Wohnungskündigungen ausmachen. Ohne diese Tausche betrug die echte Fluktuation nur 6,78%. Ein wesentlicher Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit sind auch die vermietungsbedingten Wohnungsleerstände. Während bei der Freien Scholle am 31.12.2004 0,87% der Wohnungen leer standen, waren es bei den anderen Bielefelder Unternehmen 1,58%. Dabei sind alle vermietungsbedingten Leerstände erfasst, also auch Leerstände unter drei Monaten. Betrachtet man nur die länger als drei Monate leer stehenden Wohnungen, betrug die Leerstandsquote bei der Freien Scholle 0,50% und bei den anderen Bielefelder Unternehmen 0,95%.
Darüber hinaus zeigte eine Imageanalyse im Jahr 2004, bei der 500 repräsentativ ausgewählte Bielefelder telefonisch befragt wurden, dass die Freie Scholle bei 91,6% der Befragten bekannt war und damit den höchsten Bekanntheitsgrad der Bielefelder Wohnungsunternehmen vorweisen konnte. Die Befragte, die angaben, von der Freien Scholle gehört zu haben, gaben darüber hinaus zu 83,6% an, von der Genossenschaft einen positiven oder sehr positiven Gesamteindruck zu haben.
Es kann daher als Fazit festgehalten werden, dass der Aufbau von sozialen Dienstleistungen für die Bewohner eines Wohnungsunternehmens zwar einen erheblichen finanziellen und organisatorischen Aufwand erfordert. Dieser Aufwand hat der Freien Scholle aber einen Wettbewerbsvorteil auf dem lokalen Wohnungsmarkt verschafft, der sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten durch die demographische Entwicklung wahrscheinlich noch vergrößern wird.