GWA Planungsverfahren - Planning for Real

 

Kommunales Forum Wedding e.V.

Wiesenstraße 29

13357 Berlin

Tel. 030 -46507355

Ansprechpartner: Claudia Schwarz, Willy Achter

 

Realisiertes Praxisprojekt

 

Arbeit für mehr Lebensqualität im Stadtteil

 

Das gemeinwesenorientierte Planungsverfahren

Planning for Real

 

zur Förderung von Nachbarschaft und ökonomischer Selbsthilfe

am Beispiel Berlin-Wedding

 

                                                                                            1994 - 1997

 

Inhaltsverzeichnis:

1.         Allgemeine Zielsetzung

2.         Hintergrund und Entstehungsgeschichte

2.1.     Gesellschaftspolitischer Hintergrund

2.2.     Ausgangssituation vor Ort

2.3.     Vorarbeit durch den Verein Kommunales Forum Wedding e.V.

3.         Das gemeinwesenorientierte Planungsverfahren Planning for Real

4.         Anwendung des gemeinwesenorientierten Planungsverfahrens in Berlin-Wedding

4.1.     Kooperation von lokalen Initiativen und Institutionen mit der Technischen Universität

4.2.     Wissenschaftliche Begleitung

4.3.     Methodische Schritte und deren Umsetzung in Berlin-Wedding

5.         Ergebnisse

6.         Motivation und Einschätzung der StudentInnen

7.         Übertragbarkeit

8.         Perspektive - aktuelle Vorhaben

9.         Literatur

 

 

 

Ergebnisse der „Großen Veranstaltung“

 

1.   Allgemeine Zielsetzung

Ziel des Projekts ist die nachhaltige Entwicklung von Perspektiven und Förderung von Selbsthilfe in einem Quartier ("Sprengelkiez"), daß von der wirtschaftlichen und sozialen Abwärtsspirale im besonderen Maße betroffen ist, durch

·         Beteiligung der BewohnerInnen bei der Suche nach Problemlösungen und deren Umsetzung;

·         Ermittlung und Aktivierung der Bedürfnisse und Fähigkeiten der BewohnerInnen;

·         Wiederbelebung von nachbarschaftlicher Hilfe und Austausch;

·         Entwicklung und Anwendung von mobilisierenden Beteiligungsmethoden, die Sprachbarrieren überwinden helfen;

·         Förderung der Zusammenarbeit zwischen den ortsansässigen privaten, öffentlichen und gemeinnützigen Akteuren;

·         Ermittlung von Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem lokalen Arbeitsmarkt für die BewohnerInnen

·         Umsetzung von Projektideen, die zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität im Quartier beitragen.

 

 

2.   Hintergrund und Entstehungsgeschichte

2.1.       Gesellschaftspolitischer Hintergrund

Die Herausbildung von vielfach benachteiligten Quartieren ist in städtischen Ballungsräumen ein weit verbreitetes Phänomen - so auch in Berlin-Wedding. In diesen Quartieren kumulieren Probleme vielfältiger Art:

·         die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung wird mehr und mehr von benachteiligten Personengruppen bestimmt;

·         folglich ist (oftmals aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit) ein hoher Anteil der Bevölkerung auf staatliche Transferzahlungen angewiesen;

·         es bestehen Mängel im Wohnungsbestand und Wohnumfeld sowie Defizite in der sozialen Infrastruktur;

·         mangelnde Kaufkraft der Wohnbevölkerung erschwert die Lage des lokalen Gewerbes;

·         insgesamt nehmen öffentliche und private Armut zu.

Handlungskonzepte zur Entwicklung von benachteiligten Stadtquartieren - wie z.B. Stadterneuerungsprogramme - scheitern erfahrungsgemäß, solange dabei nicht die drängensten Probleme ihrer BewohnerInnen - wie Arbeitslosigkeit, Verarmung, gesellschaftliche Ausgrenzung und Stigmatisierung - thematisiert werden.

Umgekehrt reichen auch aufwendige zielgruppenspezifische Qualifizierungsprogramme in der Regel nicht, um Menschen, die sich über längere Zeit in einer sozial und ökonomisch ausgegrenzten Lage befinden, in den existierenden allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren.

Hier werden neuartige und zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten in einem sozialen Bezugssystem erforderlich, um eine dauerhafte Integration und Lebensstabilisierung zu ermöglichen.

Befriedigende Lösungsansätze scheinen hier nur durch Handlungskonzepte möglich,

·         die sich auf einen konkreten Sozialraurn beziehen,

·         in denen öffentliche Verwaltungen, private Unternehmen, gesellschaftliche Organisationen und freie Träger kooperieren,

·         in denen bislang getrennte Problem- und Handlungsfelder verknüpft werden

·         und die auf eine aktive Mitwirkung der Bewohnerlnnen und Betroffenen aufbauen.

2.2.       Ausgangssituation vor Ort

Der Bezirk Berlin-Wedding mit seinen ca. 170.000 Einwohnerlnnen liegt im Westteil der Stadt und war lange Jahre als der „rote Wedding“ der Inbegriff eines Arbeiterbezirkes, mit Großbetrieben der Elektro- und Metallindustrie und großen Altbaubeständen mit relativ schlecht ausgestatteten, kleinen Wohnungen. Die meisten der ehemals den Wedding dominierenden Großbetriebe - wie AEG, OSRAM, Siemens-Nixdorf - sind inzwischen abgewandert oder schließen mehr und mehr die Produktionsstätten. Der Wedding hat schon zwischen 1970 und 1987 fast ein Viertel seiner Arbeitsplätze verloren, und seitdem ging der Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe rasant weiter. Inzwischen liegt die Arbeitslosenrate im Wedding mit 20% höher als im ehemaligen Ostteil der Stadt. Anfang 1997 lebten hier über 16.000 registrierte Erwerbslose, und etwa 13.000 Menschen sind auf Sozialhilfe angewiesen.

 

Der Wedding ist jedoch kein einheitlicher Bezirk. Im Wedding gibt es eine Reihe benachteiligter Stadtgebiete, die von der wirtschaftlichen und sozialen Abwärtsspirale besonders stark betroffen sind. In diesen Gebieten konzentrieren sich sozial ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen und Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und die Verschlechterung des Wohn- und Lebensumfeldes. Das Projektgebiet, der „Sprengelkiez“ ist eines dieser benachteiligten Stadtgebiete.

2.3.       Vorarbeit durch den Verein Kommunales Forum Wedding e.V.

Unter dem Motto „Arbeitsplätze für mehr Lebensqualität im Stadtteil“ wurde das Kommunale Forum Ende 1988 als informelles Netzwerk gegründet. Die Vereinsgründung erfolgte 1989. Ziel war es, eine intermediäre Einrichtung zu schaffen, um Fragen der Quartiersentwicklung im Stadtteil öffentlich zu diskutieren sowie die sektor- und ressortübergreifende Zusammenarbeit und die ökonomischen Se1bsthilfepotentiale im Stadtteil zu fördern.

Die Ermittlung neuer Beschäftigungsfelder für mehr Lebensqualität im Stadtteil wurde zur zentralen AufgabensteIlung des Kommunalen Forums. Hierfür wurden sowohl auf der bezirklichen wie auf der nachbarschaftlichen Handlungsebene neue Kooperationsformen und Methoden zur Mobilisierung der lokalen Akteure entwickelt. Auf diese Weise sollen gebietsbezogene wirtschaftliche Aktivitäten mit sozialen Zielsetzungen verbunden werden.

Das Kommunale Forum als bezirkliche intermediäre Einrichtung

Auf der bezirklichen Handlungsebene werden öffentliche Diskussionsveranstaltungen, sogenannte „Kommunale Foren“ durchgeführt. Ziel der Foren ist es, das vielfältige Wissen der lokalen Akteure im Bezirk für die Ermittlung neuer Beschäftigungsfelder zu bündeln und gemeinsame Handlungsmöglichkeiten abzusprechen.

Inzwischen haben über 50 dieser Foren stattgefunden, an denen sich Bürgerinitiativen, soziale und kulturelle Einrichtungen, Beschäftigungsprojekte, Kirchengemeinden, Mieterberatungs- und Wohnungsbaugesellschaften, StudentInnen und Hochschulangehörige, Gewerkschafter, Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen des Bezirksamtes und verschiedenen Senatsverwaltungen sowie politische Entscheidungsträger beteiligt haben.

Zentrale Veranstaltungen seit der Gründung waren die „1. Arbeitsmarktkonferenz“ im Mai 1990 und die „Weddinger Beschäftigungswoche - Bausteine für eine bezirkliche Beschäftigungsstrategie“ im November 1995, an der sich über 400 Institutionen, Fachleute und

BewohnerInnen beteiligt haben. (1)

Nachbarschaftsarbeit zur Mobilisierung der Kenntnisse und Fähigkeiten „der Leute“

1991 wurde in einem der benachteiligten Quartiere des Weddings eine „Defizit- und Ressourcenanalyse zur Ermittlung neuer Beschäftigungsfelder“ am Beispiel eines lehrstehenden Gewerbehofes durchgeführt. (2)

Durch die Gemeinwesenarbeit im „Sprengelkiez“ werden die BewohnerInnen in einem anderen benachteiligten Quartier in die Ermittlung neuer Beschäftigungsfelder und in die

Formulierung und Umsetzung von Projekten einbezogen. Ein Instrument ist die Durchilihrung

von „Kiezgesprächen“, die vor Ort nach dem Muster der Kommunalen Foren durchgefiihrt

werden. Ein weiteres Instrument ist die Erprobung mobilisierender Planungsveifahren

(Planning for Real) zur Förderung von Nachbarschaft und ökonomischer Selbsthilfe. (3)

3.   Das gemeinwesenorientierte Planungsverfahren Planning for Real

- zur Förderung von Nachbarschaft und ökonomischer Selbsthilfe -

 

Das englische Forschungsprojekt Education for Neighbourhood Changes und später auch die Neighbourhood Initiatives Foundation arbeiten seit etwa 20 Jahren an Verfahren und Strategien, die es den BewohnerInnen vor Ort ermöglichen, sowohl untereinander als auch mit FachexpertInnen gemeinsam neue Wege der Beteiligung zu finden. Auf dieser Grundlage werden Verbesserungen der Lebens - und Arbeitsbedingungen der jeweiligen Orte gefunden. Die MitarbeiterInnen dieser Institutionen entwickelten mit AnwohnerInnen gemeinsam dazu entsprechende Arbeitshilfen, die sogenannten „neighbourhood action packs“. Etwa 40 verschiedene „action packs“ hat die Neighourhood Initiatives Foundation im Laufe ihrer Tätigkeit mittlerweile entworfen und angewendet. Ein Verfahren, welches sich explizit auf die Förderung der Kommunikation im Gemeinwesen bezieht, lautet , „Planning for Real“, das übersetzt heißen könnte „Aktiv für den Kiez/Stadtteil“.

„Planning for Real“ ist ein gemeinwesenorientiertes mobilisierendes Planungsverfahren mit dem Ziel, die Beteiligungsmöglichkeiten der Bewohnerlnnen bei der Entwicklung ihres Stadtteils, ihrer Region oder ihres Ortes zu fördern. Das Verfahren setzt an den Sprachbarrieren unter den Beteiligten an und fördert vor allem die Kommunikation der BewohnerInnen untereinander, mit Expertinnen und anderen Interessengruppen. Dabei werden auf der Grundlage vorhandener Defizite als auch Ressourcen mögliche Vorhaben für den Ort, mögliche Beschäftigungsfelder wie auch Projektideen ermittelt.

Mit Hilfe eines dreidimensionalen Pappmodells des betreffenden Gebietes wird eine Verständigung bei den BewohnerInnen über bestehende Mängel, aber auch über Ideen, eigene Fähigkeiten und Ressourcen, angeregt. Durch die bewohnerlnnennahe Vorgehensweise und die außergewöhnliche Herstellung von Kontakten und Kommunikation entsteht eine Stadtteilanalyse besonderer Art. Aus der Fülle von gewonnenen Informationen können konkrete Maßnahmen und notwendige Beschäftigungsfelder entwickelt werden, um in kleinen Schritten aber auch langfristig die Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität des Ortes zu erhalten und zu fordern.

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Verfahrens sind zwei grundlegende Beobachtungen:

Die eine Beobachtung betrifft Kommunikationsschwierigkeiten zwischen verschiedenen Menschen und Gruppen, die andere bezieht sich auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.

Häufig stellt die Art und Weise, wie Entscheidungsprozesse in Diskussionsrunden oder Versammlungen ablaufen, ein Hindernis dar, um gemeinsam Handlungen umzusetzen. Menschen, die es gewohnt sind in Gruppenarbeit Entscheidungen herauszuarbeiten, vergessen oft, daß diese Arbeitsform für viele andere etwas äußerst Ungewöhnliches ist.

„Herauszutreten“ mit einer Idee und einem Vorschlag bedeutet für viele eine unüberbrückbare Schwierigkeit. Über einen längeren Zeitraum seinen Vorschlag zu erörtern und gegenüber anderen zu verteidigen, haben viele nicht geübt. Geäußerte Vorschläge werden von anderen oft nicht ernst genommen, sachlich hin und her gewendet und produktiv ergänzt. Im Gegenteil je nach Person, die den Vorschlag geäußert hat, wird dieser entweder ziemlich schnell abgewiegelt oder aber viel zu häufig immer wieder in der Diskussion hervorgehoben.

Die BewohnerInnen und Beschäftigten benötigen ein gemeinsames Wissen über Verfügbarkeit und die Bereitstellung von Ressourcen. Dies ist eine notwendige Grundlage für die Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten. Bei der Durchführung dieses Prozesses ist der Blick nach „oben“, zu den politisch verantwortlichen Menschen, zuständigen Institutionen und Organisationen nicht mehr ausreichend. Dazu kommt, daß für die „oben“ es nicht mehr ausreicht auf ihr Wissen und ihre Umsetzungsmacht zu setzen. Vielmehr bedarf es der Zusammenarbeit vieler verschiedener Menschen auf unterschiedlichsten Ebenen und einer gemeinsamen Herausarbeitung, der vorhandenen Fähigkeiten, Kenntnisse und nutzbaren Ressourcen.

4.    Anwendung des gemeinwesenorientierten Planungsverfahrens in Berlin-Wedding

4.1.       Kooperation von lokalen Initiativen und Institutionen mit der Technischen Universität Berlin

Anfang des Jahres 1994 beschloß das Kommunale Forum Wedding e.V mit Unterstützung einer StudentInnengruppe der Technischen Universität Berlin und in Kooperation mit der Osterkirchengemeinde die englische Methode PLANNING FOR REAL im Weddinger „Sprengelkiez“ anzuwenden.

Der gemeinwesenorientierte Planungsansatz sollte genutzt werden, um im direkten Kontakt mit den BewohnerInnen Defizite und Problemfelder, aber auch Fähigkeiten, Ressourcen bis hin zu sinnvollen Beschäftigungsfeldern für dieses Quartier zu benennen und zu entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Forum vor Ort schon erste Ansätze von Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit in Bezug auf quartiersbezogene Themen in Form von Kiezgesprächen (z.B. zu Problematiken der Privatmodernisierung im Gebiet) und durch die Herausgabe einer Kiezzeitung dem „Kiezboten“ (siehe 2.Anlage) geleistet.

Das Kommunale Forum Wedding e. V.

hatte bei der Erprobung und Anwendung der Planungsmethode eine beratende, begleitende und koordinierende Funktion übernommen. Dazu gehörten die Arbeitsbereiche:

- Aktivierung einer BewohnerInnengruppe zur Durchführung des Verfahrens

- Unterstützung bei den methodischen Schritten

- Bereitstellung zusätzlicher Informationen, Kontakte und Ressourcen

- Unterstützung bei der Umsetzung von Aktivitäten und Projektideen

Die Osterkirchengemeinde

unterstützte das Projekt und auch weiterhin die Kiezarbeit durch die Zurverfiigungstellung von Räumen und die Vermittlung von Kontakten.

Die StudentInnen

nutzten die praxisnahe Erprobung der Planungsmethode für die Weiterentwicklung ihrer Studieninhalte sowie für ihre Studien- und Diplomarbeiten. Ihre Motivation und Einschätzung des Projekts soll hier anband von Auszügen aus ihrem Projektbericht in Kapitel 6 wiedergegeben werden.

4.2.       Wissenschaftliche Begleitung

Die Aktivitäten des Kommunalen Forums und damit auch die wissenschaftliche Begleitung des Projekts fanden von Anfang an in enger Kooperation mit der TU-Berlin und zunehmend in einem intensiven Erfahrungsaustausch mit internationalen Partnern statt.

Das Studienprojekt wurde am Institut für Stadt- und Regionalplanung durchgeführt und als „Projektwerkstatt“ von Prof. Dr. K. Heil sowie über das „Interdisziplinäre Forschungsprojekt Lokale Ökonomie“ (IFP) wissenschaftlich begleitet. (3)

Das „Forschungsprojekt Lokale Ökonomie“ an der TU ist Mitbegründer des Kommunalen Forums Wedding und Initiator von Kooperationen zwischen Stadtteilinitiativen und der Hochschule. Über diese Kooperation sind Erfahrungen aus anderen europäischen Krisenregionen in das Projekt eingeflossen und Kontakte zur Neighbourhood Initiatives Foundation entstanden.

Die Neighbourhood Initiatives Foundation lieferte die didaktischen Materialien und war durch ihren Vertreter Tony Gibson direkt vor Ort an der Initiierung und Begleitung des Projekts beteiligt. Perspektivisch ist die Übersetzung und Anwendung weiterer, von der Neighbourhood Initiatives Foundation entwickelten Planungsmethoden (neighbourhood action packs) vorgesehen.

Europäischer Erfahrungsaustausch
Vom 18.11. - 20.11.1992 hat das Kommunale Forum Wedding am europäischen Kongress „In Europa voneinander lernen. Beschäftigungs- und Strukturpolitik in Krisenregionen“ in Berlin mitgewirkt. Im Anschluß an diesen Kongress wurde unter Mitwirkung des Kommunalen Forums das“ Europäische Netzwerk für ökonomische Selbsthilfe und lokale Entwicklung“ und später, als regionaler Zusammenschluß, die Arbeitsgemeinschaft fiir ökonomische Selbsthilfe und regionale Erneuerung“ am Bauhaus Dessau gegründet. Im Rahmen dieser europäischen Netzwerke wurde PLANNING FOR REAL u.a. auf den internationalen Konferenzen „Wirtschaft von unten - People's Economy“ am Bauhaus Dessau vom 31.08. - 4.9.1994 (4) und „Quality Standards in the Social Economy“ vom 12.04 - 15.04. 1996 in Liverpool vorgestellt und diskutiert (siehe Kapite7).

4.3.       Methodische Schritte und deren Umsetzung in Berlin-Wedding

1. Schritt: Es trifft sich eine Gruppe aus der Nachbarschaft

Das Verfahren beginnt mit einer Gruppe von BewohnerInnen. Diese treffen sich, geben öffentlich bekannt, daß sie eine Veränderung ihres Ortes, ihres Stadtteils als notwendig erachten und laden andere BewohnerInnen ein, sich daran zu beteiligen.

Damit angesprochen sind Menschen, die im englischen, als sogenannte „Moving spirits“ bezeichnet werden. Vielleicht übersetzt mit dem Begriff von „treibenden Kräften“, „bewegte Geister“. Es sind keine sogenannten Führerpersönlichkeiten, die sich in den Mittelpunkt stellen. Vielmehr sind es Menschen die gerne Kontakte zu Anderen aufbauen und pflegen. Es sind Menschen, die ein Interesse an der Veränderung ihres Stadtteils haben und dafür etwas unternehmen wollen. Es sind Menschen, die einer Nachbarschaft oder einem Gemeinwesen immer wieder neue Kraft und Anregungen geben wollen und diese Ideen gerne bei einem Bier oder Kaffee weitergeben. Diese bilden die Anfangsgruppe, aus der heraus der folgende Prozeß organisiert wird.

In Berlin-Wedding

wurde hierzu am 19.März 1994 eine Informationsveranstaltung durchgeführt. Eingeladen wurde schriftlich und durch persönliche Nachfragen. Es konnte dabei auf bisher bestehende Kontakte des Kommunalen Forums zurückgegriffen werden.

Es erschienen fast 30 Personen aus der Nachbarschaft, aus Institutionen oder auch von der Presse. Die Methode wurde in ihren Schritten und ihrer Bedeutung vorgestellt und auch schon einmal durchgespielt, bzw. praktisch ausprobiert. Dr. Tony Gibson aus England, einer der Mitbegründer von PLANNING FOR REAL, war ebenfalls zu diesem Treffen gekommen und konnte somit über seine fast 20-jährige Erfahrungen mit diesem Verfahren in den unterschiedlichsten Gebieten dieser Welt berichten.

Es entstand eine rege Diskussion über die Durchführbarkeit und die zum Teil erwartete mangelnde Motivierbarkeit der KiezbewohnerInnen, gleichzeitig erklärten aber auch einige der Anwesenden, daß sie sich gern beteiligen wollten. So konnten erste konkrete Bautermine vereinbart werden.

 
 

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2. Schritt: Die Menschen aus der Nachbarschaft bauen ein Modell ihres Ortes

Die BewohnerInnen bauen von ihren Stadtteil bzw. Ort ein Modell. Dieses Modell gibt den tatsächlichen Zustand des Gebietes wieder. Es sollte aus Materialien gebaut werden, die leicht zugänglich sind, Z.B. Papier, Pappe, Styropor. Die Erstellung des Modells darf keine außergewöhnlichen Fähigkeiten erfordern. Allen soll der Zugang grundsätzlich möglich sein. Dabei sollte es in einzelne Puzzleteile zerlegbar sein, um es gut transportieren zu können.

Zum Bau des Modells finden sich interessierte Menschen zusammen. Sie lernen sich untereinander kennen, tauschen sich aus und werden dabei mit den verschiedenen Sichtweisen über den eigenen Ort konfrontiert. Sie beginnen eine Auseinandersetzung über ihren Ort, indem sie ihn bauen. Über den Bau des Ortes werden die eigenen Kenntnisse und Informationen über den Ort überdacht, und neue Informationen kommen dazu. Die Beteiligten stellen ihren Ort so dar, wie er für sie erscheint; was sie von ihm kennen und was ihnen wichtig ist. Es besteht nicht die Notwendigkeit der exakten und vollständigen Nachbildung. Erste Ideen und Vorschläge für die Entwicklung des Ortes werden gesammelt.

Methodischer Hintergrund bei diesem Arbeitsschritt ist, daß es leichter ist, über Dinge, Situationen und Gegebenheiten miteinander zureden, wenn die Beteiligten sich gegenseitig zeigen können, was sie meinen. Dazu muß der Gegenstand, der im Mittelpunkt der Veränderung steht, nachgebildet werden. Wenn also im Mittelpunkt die Notwendigkeit der Schaffung besserer Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen besteht, ist es naheliegend, sich davon ein gemeinsames „Bild“ zu verschaffen. Das Modell ist ein visuelles Mittel, um den gemeinsamen Handlungsprozeß zu ermöglichen und zu erleichtern. Es ist kein Ausstellungsstück für eine ruhige Ecke, sondern ein ständiges, handhabbares Arbeitsmittel.

In Berlin-Wedding

wurden öffentliche Bautermine innerhalb von drei bis vier Wochen in der Osterkirche angeboten, um zusammen mit NachbarInnen ihren Kiez zu bauen, da diese die Eigenarten und besonderen Wiedererkennungsmerkmale des Gebietes am besten kennen. Auf dem Fußboden und an Tischen wurde gemeinsam geklebt, ausgeschnitten und gezeichnet. Die einzelnen AkteurInnen konnten sich in entspannter Atmosphäre kennenlernen und die Kirche außerdem als einen lebendigen Ort erfahren.

Für besondere Flächen wurden „ExpertInnen“ hinzugezogen - so wurde z.B. der Kinderbauernhof teils symbolisch, teils sehr liebevoll und detailiert von einem seiner Mitarbeiter gebaut. Dieser Platz auf dem Modell war später für Kinder immer ein erster Orientierungspunkt.

Weitere Personen kamen vorbei und informierten sich über dieses Vorhaben, einige blieben spontan und bastelten mit an „ihrem“ Block. Vereinzelt ist es vorgekommen, daß sich eine Person „ihr“ Modellteil mit nach Hause genommen hat, um es dort weiter zu bauen.

Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich langsam eine Gruppe aus InitiatorInnen und einigen NachbarInnen mit dem Motto und Logo: AKTIV IM KIEZ.

Der derzeitige Umfang des Modells beträgt 3,5 x 5,5 Meter. Es wurde im Verlauf des Verfahrens immer wieder nach dem jeweiligem Bedarf vergrößert, so z.B. für die Durchführung eines Kiezgespräches, durch den Anbau einer zukünftige Eisenbahnbrücke um die Auswirkungen des Baus des Berliner Zentralbahnhofes auf das Quartier zu veranschaulichen.

 
 

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3. Schritt: Das Modell wird überall herumgezeigt

Das Modell wird am Ort an verschiedenen Plätzen und in Einrichtungen gezeigt. Die Menschen betrachten den eigenen Ort aus einer Vogelperspektive heraus. Das weckt die Neugierde der vorbeikommenden Menschen. Wenn diese Menschen am Modell stehen bleiben, sich ihren Ort betrachten, geben sie ihr Urteil ab, sie identifizieren, wo sie wohnen, wo sie arbeiten, wo sie sich aufhalten, welche Wege sie benutzen, sie geben ihre Einschätzungen über den Ort weiter. Die BewohnerInnen, die den Prozeß begleiten, sammeln alle Informationen.

Bei diesem Arbeitsschritt können die vorbeikommenden BewohnerInnen des Ortes einfach an dem Auseinandersetzungs- und Entwicklungs-Prozeß über ihren Ort teilhaben.

Dabei findet von ihnen eine Überprüfung des gebauten Modells statt. Was ist richtig bebaut? Was sollte ergänzt und was verändert werden? In diesem Sinne können die beteiligten Menschen am Modell ihre Sichtweisen äußern, überdenken und überprüfen. Dabei werden auch schon erste Ideen und Vorschläge geäußert. Bei dieser Arbeit wird über die Nachbarschaft ein erster Überblick ermittelt: wie sie ist, wie sie gesehen wird, was als gut oder schlecht empfunden wird.

In Berlin-Wedding

wurden die einzelnen fertigen Modellteile in große Kartons gepackt und gemeinsam mit großen Holzplatten und klappbaren Holzböcken auf den geliehenen Bollerwagen des Kinderbauernhofes geladen. In den nächsten zwei Wochen wurde es dort aufgebaut, wo möglichst viele der BewohnerInnen des Kiezes anzutreffen waren. Das Modell stand am U-Bhf-Eingang, vor dem Fischladen, an der Schule, an Straßenkreuzungen und vor den Ufercafes. Teilweise wurde auch hier wieder mit Einrichtungen zusammengearbeitet, wie z.B. am Sparrplatz mit den MitarbeiterInnen der Familienfürsorge. Sie unterstützten AKTIV IM KIEZ durch die Übersetzung ins Türkische für die dort überwiegende türkische Bewohnerschaft.

Das aufgebaute Modell erwies sich als Blickfang und Gesprächsaufhänger. Es bot Anreiz genug, daß viele Personen stehen blieben und mit der Gruppe und auch untereinander ins Gespräch kamen. So konnten wichtige Informationen und Stimmungen zu den unterschiedlichsten Orten im Kiez erfahren werden. Es wurden jedoch auch schon erste Ideen und Veränderungsvorschläge geäußert. Außerdem wurde die Richtigkeit des Modells nochmal überprüft und ggf. sofort vor Ort wieder geändert.

 

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4. Schritt: Wer kann was? - Nachbarschaftshilfebögen

Parallel zur Arbeit mit dem Stadtteilmodell werden sogenannte Nachbarschaftshilfe-Bögen verteilt. Mit Hilfe dieser Bögen werden die Menschen angeregt, darüber nachzudenken, welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Interessen sie besitzen und welche sie für die Entwicklung des Ortes zur Verfügung stellen wollen. Gleichzeitig haben die Menschen auch die Möglichkeit, eine Aussage über ihren eigenen Bedarf zu treffen.

In der Gegenüberstellung von Defiziten des Ortes und den vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnissen der am Ort ansässigen Menschen können erste Veränderungsmöglichkeiten aufgezeigt, gegenseitige Hilfen und Kontakte hergestellt und mögliche interessierte Menschen zum Aufbau von Projekten gefunden werden.

In Berlin-Wedding

wurden die Talentebögen persönlich am Modell und über bekannte Institutionen und Einrichtungen verteilt. Anfänglich sollte noch überprüft werden, wie die Idee von den NachbarInnen aufgenommen werden würde und somit wurde es ihnen überlassen, ob sie Namen und Adressen nennen wollten. Bald jedoch kamen schon einzelne Personen und bekundeten reges Interesse.

In der ersten Phase konnten diese Informationen für einzelne Aktionen im Kiez genutzt werden, um z.B. bei Begrünung „GrünexpertInnen“ oder HobbygärtnerInnen um Mithilfe anzusprechen. Mit der späteren Einrichtung eines Nachbarschaftsladens gab es dann einen Anlaufsort mit Personen und Telefon, so daß auch persönliche Kontakte zwischen NachbarInnen (z.B. zur gegenseitigen Blumenpflege im Urlaub) oder zwischen Interessensgruppen (Eltem-Kind-Gruppe, Chor,...) hergestellt werden konnten und können.

 
 

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5. Schritt: Die große Veranstaltung

Im Mittelpunkt der großen Veranstaltung steht das Arbeiten am Modell, unter zur Hilfenahme non-verbaler Mittel, den Vorschlagskarten. Diese Vorschlagskarten stellen Anregungen für eine Veränderung des Stadtteils bildlich und schriftlich dar. Mit unterschiedlichen Farben sind auf ihnen verschiedene Bereiche dargestellt, z.B. Verkehr rot, Grünanlagen grassgrün, Gemeinschaftseinrichtungen gelb, Gewerbe lila, Sport- und Freizeitaktivitäten dunkelgrün, Kinder und Jugendliche ocker etc. Diese Karten können von den Anwesenden dort auf das Modell gelegt werden, wo es Der- oder Diejenige für wichtig empfindet, daß etwas verändert werden soll. Dies kann alleine oder in Gruppen erfolgen. Entscheidend ist, daß das Legen der Vorschlagskarten ermöglicht, den eigenen Vorschlag öffentlich kund zu tun, ohne sich verbal rechtfertigen oder erklären zu müssen. Jeder legt die Anzahl von Karten auf das Modell, die er oder sie für notwendig hält. Es dürfen nur die eigenen gelegten Vorschläge wieder weggenommen oder verändert werden.

Zu dieser Veranstaltung werden von den BewohnerInnen auch Fachleute eingeladen. Grundsätzlich besteht so die Möglichkeit, bei Unklarheiten, Informationsbedarf und Nachfragen ins gemeinsame Gespräch und in Verhandlungen zu kommen.

Mit Hilfe der Vorschlagskarten geben sich die BewohnerInnen untereinander eine Übersicht über vorhandene Veränderungsvorschläge für ihren Ort. Die Vogelperspektive auf das Gebiet ermöglicht den Anwesenden einen Gesamtüberblick. Sie sehen, wo am meisten Vorschlagskarten gelegt worden sind. Sie sehen auch anhand der Farben, welche Themen wo am dringendsten zu bearbeiten sind. Entscheidend bei diesem Arbeitsprozeß ist, daß mit den gelegten Vorschlägen keine bestimmte Person in Verbindung gebracht werden kann, die Vorschläge sind anonym.

In Berlin-Wedding:

Nachdem AKTIV IM KIEZ so häufig mit dem Modell im Kiez gewesen war, konnten sie ihre neuen Kontakte nutzen und zu einer öffentlichen Veranstaltung am 7.Mai in die Osterkirche einladen. Hierbei stand das Modell mit den bunten Vorschlagskarten in der Mitte des Kirchenschiffs. Außerdem gab es einen Überblick zur Talentebörse, einen Cafebereich und eine Kinderbetreuung.

Innerhalb von zwei Stunden kamen ca. 70-80 Personen vorbei. Es herrschte reges Treiben und Kartenlegen, am Modell entwickelten sich sowohl untereinander als auch mit den BegleiterInnen von AKTIV IM KIEZ Gespräche über gemeinsame Ideen oder auch Brennpunkte. Die bunten und bildhaften Vorschlagskarten ermunterten selbst Kinder sich zu ihrem Kiez aus ihrer Sicht zu äußern.

Als ExpertInnen wurden bekannte Personen eingeladen und für die Anwesenden als Experten deutlich gekennzeichnet. Ihr Spezialwissen durften sie nur anbringen, wenn es von den anwesenden Besuchern abgefragt wurde. Zu den Experten gehörten Z.B. VertreterInnen einer Mieterberatung, einer Verkehrsinitiative aus dem Kiez oder vom Grünflächenamt.

Abschließend wurden die gelegten Vorschläge in gemeinsamer Runde nach Farben d.h. auch nach Themenbereichen sortiert und vereinzelt mit der Talentebörse in Verbindung gesetzt, so daß erste Projektentwicklungsmöglichkeiten sichtbar wurden.

 
 

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6. und 7. Schritt: Arbeitsgruppen, Prioritätensetzung und Zeitplanung

Die Aufteilung in Arbeitsgruppen geschieht noch mit Hilfe des gebauten Modells. Die anwesenden Menschen wählen anhand des Modells die jeweiligen Gebiete bzw. Themen aus, und ordnen sich so einer Arbeitsgruppe zu. Dabei bleibt die Anonymität gewahrt, denn keiner muß sich zu seinen eigenen Vorschlag bekennen, wenn er bzw. sie nicht will. In den Arbeitsgruppen werden die gelegten Vorschläge näher betrachtet, diskutiert und möglicherweise ergänzt.

Die Mitglieder der jeweiligen Arbeitsgruppe entscheiden schließlich, mit welchen fünf dringendsten Vorschlägen angefangen werden soll. Diese werden schließlich auf eine Zeittafel „Jetzt-Bald-Später“ gelegt. Mit Hilfe von Entscheidungsleisten: z.B. „eine Person reicht aus“, „mehrere von uns sind nötig“, „dritte werden gebrauchtli, „spezielle Organisationen werden benötigt“, werden die Vorschläge betrachtet, verschoben und diskutiert.

Bei diesem Arbeitsschritt werden Probleme und Möglichkeiten diskutiert. Weiterhin besteht jedoch im gesprochenen Wort nicht die einzige Ausdrucksform für die Beteiligten. Anhand des Modells als auch der zweidimensionalen Zeittafel können Vorschläge gezeigt, hin und her geschoben und dadurch verändert werden.

Dabei geht es darum, aufgrund von möglichen Gemeinsamkeiten mit kleinen, überschaubaren Handlungen zu beginnen. Entstehende Konflikte sollen benannt und nicht auf die Seite geschoben werden, aber der Blick sollte auf die möglichen Übereinkünfte gerichtet sein.

In Berlin-Wedding

wurden die ersten Ergebnisse zum einen im „Kiezboten“ veröffentlicht, um diese wieder in den Kiez hineinzutragen. Zum anderen wurden die Ergebnisse nochmal mit dem Modell auf der Straße vorgestellt und mit den Leuten über die Konkretisierung von Aktionen und Vorschlägen geredet. Außerdem wurde auf eine weitere öffentliche Veranstaltung hingewiesen.

Zur Konkretisierung sollten die Vorschläge in einer neuen Veranstaltung nach Dringlichkeit und zeitlicher Möglichkeit vorsortiert werden (Zeitplan). Durch eine weitere Zuordnung von Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten sollten in einem Aktionsplan erste Handlungsmöglichkeiten und die dazu notwendigen Aktionsschritte sichtbar gemacht werden. Dieser Prozeß sollte ebenfalls durch visuelle Hilfsmittel, wie Z.B. bunten Karten, unterstützt und durch Legeaktionen der Beteiligten aufgelockert werden.

An der Abendveranstaltung in der Osterkirche beteiligten sich ca. 25 Personen. Gemeinsam wurde am Modell überlegt, wie die anwesenden Personen eine Umsetzung der gelegten Vorschläge voranbringen könnten. Zunächst wurde ein Zeitplan mit der Einteilung

JETZT ( = bis zu den Sommerferien),

BALD (= bis Ende 1994)

SPÄTER (= ab 1995)

erstellt und wichtige Karten nach Dringlichkeit und Machbarkeit in die einzelne Spaten gelegt.

Als nächstes wurden dieser ersten Einteilung verantwortliche Personen nach deren Zuständigkeiten und Möglichkeiten zugeordnet, so daß zum Schluß ein Aktionsplan entstand, auf dem die nächsten Handlungsschritte konkret sichtbar waren.

Eine Umsetzung des Aktionsplanes sollte nach dem Prinzip „small and soon“ erfolgen, also durch einfache Tätigkeiten, die wiederum dazu ermutigen, die nächsten Schritte zu tun.

 
 

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5.           Ergebnisse

Die Vorschläge, die auf der großen Veranstaltung für die Verbesserung des Sprengelkiezes gesammelt wurden, sind im Anhang sortiert nach Straßen aufgelistet.

Die Nachbarschaftsgruppe AKTIV IM KIEZ trifft sich seitdem einmal wöchentlich, um die Umsetzung der Ideen voranzutreiben. Die Gruppe bereitet Aktionen vor, die mit Hilfe weiterer NachbarInnen, Initiativen oder betreffenden Behörden durchgeführt werden.

Durch Kombination mit weiteren Aktivitäten des Kommunalen Forums ist Ende 1994 die Einrichtung eines Nachbarschaftsladens ermöglicht worden, der seitdem als Treffpunkt und Beratungsstelle dient, sowie Arbeits- und Veranstaltungsräume bietet.

Die Talentebörse wurde als Angebot des Nachbarschaftsladens institutionalisiert und wird, wie schon beschrieben, auch für Aktionen und Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität in der Nachbarschaft genutzt. (l)

In Kooperation mit Kirchengemeinden und anderen gemeinnützigen Institutionen wurde vom Kommunalen Forum mit einer Beschäftigungsmaßnahme ein Seniorenhilfsdienst aufgebaut. Ein Teil der Beschäftigten arbeitete im Nachbarschaftsladen und bot von hier aus wohnortnahe Hilfsdienste und einen Treffpunkt (nicht nur) :für Senioren an.
Seit Beendigung dieser Maßnahme wird ein Teil dieser Dienstleistungen, wie z.B. ein Mittagstisch für Senioren, durch ehrenamtliche Mithilfe von BewohnerInnen aufrechterhalten.

Weitere wichtige Themen und Aktionen waren bis heute

·         die gemeinsame Erstellung des Kiezboten,

·         2 Kieztombolen zur Finanzierung der Zeitung,

·         der Aufbau einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft zwischen dem Oderbruch und Wedding,

·         Kiezspaziergänge zu den Themen Grün, Spielräume und Geschichte des Kiezes,

·         Kiezgespräche z.B. zu Alltagshilfe für SeniorInnen,

·         öffentliche und kulturelle Veranstaltungen,

·         ein Kieztrödel in Verbindung mit der Grundschule und

·         diverse Begrünungs- und Entrümpelungsaktionen.

Zur Aufrechterhaltung der Nachbarschaftsarbeit wurde ein Freundes- und Förderkreis des Nachbarschaftsladens gegründet und mitlerweile Spenden in Höhe von 25.000 DM aus der Nachbarschaft bereitgestellt.

 

6.           Motivation und Einschätzung der StudentInnen

Vorwort

„ Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung sind wesentliche Instrumente innerhalb der politisch-administrativen Steuerungs- und Kontrollmechanismen bei der baulich-räumlichen Ausformung gesellschaftlicher Entwicklung mit dem Ziel, eine dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodennutzung zu gewährleisten. Diese Steuerung und Kontrolle gesellschaftlicher Entwicklung weist jedoch einige Defizite auf So ist durch die Institutionalisierung dieser Planungsinstrumente im Verwaltungsapparat des Staates die Ermittlung und Berücksichtigung der Fähigkeiten und Bedürfnisse der Bevölkerung nicht ausreichend. Gleichzeitig wird Bürgerbeteiligung oft als ein das Planungsverfahren zeitlich verlängerndes notwendiges Übel betrachtet und deshalb auf das unvermeidliche Maß beschränkt, während wirtschaftliche Interessen und privaten Investoren ein größeres Handlungs- und Einflußpotential eingeräumt wird. Dies geschieht mit dem Argument der notwendigen Beschleunigung der Planungsprozesse, ohne die daraus resultierende Qualitätsminderung zu berücksichtigen. Die Reduzierung gesellschaftlicher Entwicklung auf überwiegend ökonomische Aspekte führt verstärkt zu Fehlplanungen und gesellschaftlich inakzeptablen Entwicklungen, also zur Ineffektivität.

Vorhaben und Projektdurchführung

Das Projekt unterscheidet sich erheblich von den sonst üblichen Studieninhalten durch die außerordentliche Praxisnähe. In Verbindung mit dem Anspruch, den sehr komplexen Prozeß der Stadtteilentwicklung bzw. -planung auf der Ebene des Gemeinwesens zu initiieren, ist es notwendig, die langfristigen Ziele in Schritten umzusetzen, die „small and soon“ und deshalb einfacher zu realisieren sind.

Bei der erstmaligen Anwendung von Planning for Real auf der Stadtteilebene in der BRD sollte dieses charakteristische Merkmal ebenfalls verfolgt und die Methode selbst auf ihre Umsetzbarkeit überprüft werden. Zunächst sollten möglichst genaue Kenntnisse der Methode und der relevanten Wirkungszusammenhänge erarbeitet werden, um dann die entsprechenden Phasen umsetzen, analysieren und bewerten zu können. Zu Beginn orientierten wir uns noch sehr stark am theoretischen Ablauf der Methode, der in Verbindung mit den Erfahrungen in Großbritannien zu sehen ist. Die zunächst theoretisch-wissenschaftliche Herangehensweise wählten wir, um sowohl vergleichende Ergebnisse zu gewinnen als auch fehlende Erfahrung und Unwissenheit zu kompensieren. Darüber hinaus wirkte die für uns unübliche Herangehensweise des „Leaming by Doing“ verunsichernd.

Andererseits war die Abweichung von den konventionellen Planungsmethoden ebenso ein Grund für die Wahl, mit Planning for Real zu arbeiten, wie die Aussicht auf eine konkrete Umsetzung, gewissermaßen der Reiz des Neuen in Verbindung mit der Umsetzung von Planung.

Der Unterschied zu herkömmlichen Planungsmethoden besteht vor allem in der Gleichzeitigkeit von Planung und Realisierung. Innerhalb des Prozesses entstand eine Wechselwirkung zwischen den von den Bewohnern zu entwickelnden Planungskonzeptionen und deren Umsetzung.

Die im Laufe des Projektes stärker praxisorientierte Arbeitsweise erforderte ein hohes Maß an inhaltlicher und zeitlich-organisatorischer Flexibilität und Spontaneität, da nun Kontakte mit den BewohnerInnen und Gewerbetreibenden geknüpft wurden. Darüber hinaus ergaben sich mit dem Beginn des Vorhabens und in seinem weiteren Verlauf sogenannte Sachzwänge, wie z.B. Vorbereitungsarbeiten für öffentliche Veranstaltungen.

 

Motivation der Studierenden

In der Gruppe der ProjektteilnehmerInnen gab es zunächst unterschiedliche Gründe für die Teilnahme. Gemeinsam war allen jedoch das Interesse an dem neuen, nicht geläufigen Planungsansatz und der Versuch einer konkreten Umsetzung.

Innerhalb der Planungsstudiengänge werden solche Themen in dieser Weise nicht behandelt. Es besteht jedoch z.T. der Bedarf und der Anspruch, Planung, also Stadtteil- bzw. Gesellschaftsentwicklung mit demokratischeren Instrumenten als bisher zu betreiben. Dazu müssen sich Planungsprozesse auf eine breite Basis von Mitwirkenden stützen können. Die Methode bietet für uns den Anreiz zur Kontaktaufnahme mit der Bewohnerschaft und stellt gleichzeitig durch die Arbeit in der Öffentlichkeit eine Herausforderung und möglicherweise ein neues, erweitertes Berufsfeld dar.

Auch der spielerische Aspekt der visuellen Hilfsmittel bei Planning for Real war für uns interessant und ansprechend. Dies ließ eine kreative und phantasievolle Arbeitsweise erwarten und versprach hohe Erfolgsaussichten.

Es stellten sich uns die Fragen, wie Planning for Real konkret funktionieren wird, ob die Kontaktaufnahme mit der Bewohnerschaft befriedigend verläuft und die Methode bei ihnen Anklang findet. Darüber hinaus war für uns interessant, was die BewohnerInnen wohl interessiert. Können sie ausreichend motiviert werden und wenn ja, wie ist eine direkte Planung möglich und von welcher Qualität wird sie sein? Wie wird sich das Verhältnis zwischen Eigeninteresse und Gemeinwohl entwickeln.

Ein weiterer für uns interessanter Aspekt von Planning for Real ist der alle Lebensbereiche berücksichtigende Planungsprozeß. Bei diesem Prozeß wird der gängige Planungsansatz durch die Vernetzung der das Gemeinwesen charakterisierenden Bereiche erweitert.

Auch die Rahmenbedingungen, mit denen das Projekt arbeitete, waren neu und reizvoll. Innerhalb der Universitätsstrukturen ist Planning for Real sowohl Projektwerkstatt als auch selbstbestimmtes Studienprojekt am Institut für Stadt- und Regionalplanung (ISR). Zunächst als Projektwerkstatt entstanden, war es konzeptionell darauf angelegt, weitere StudentInnen zu finden. Die schließlich teilnehmenden Studenten des ISR gründeten wiederum innerhalb der Projektwerkstatt Planning for Real ein selbstbestimmtes Projekt. So konnte der erhebliche Zeitaufwand verringert werden, den eine Projektwerkstatt erfordert und der über den eines selbstbestimmten Projektes hinausgeht.

Die Arbeitsweise in der Projektwerkstatt war neu und umfassender als in den bisher von uns besuchten Lehrveranstaltungen. Die Offenheit der Arbeitsweise und -inhalte erforderte eine höhere Verantwortung des bzw. der Einzelnen für das Projekt und gegenüber den weiteren Beteiligten.“

 

7.           Übertragbarkeit

Das Planungsverfahren Planning for Real wurde ein zweites Mal in Zusammenarbeit mit dem Technologie-Netzwerk Berlin e.V. in Potsdam-Babelsberg angewendet. Diesmal wurde das Babelsberger Stadtteilprojekt des Förderkreises Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V. in der Durchführung des Verfahrens im Jahr 1995/1996 begleitet.(5)

Die Ergebnisse und deren Übertragbarkeit beider Planungsprozesse wurden gemeinsam mit der Neighbourhood Initiatives Foundation ausgewertet und zusammen mit Tony Gibson auf dem Kongreß des European Network for Economic Self-Help and L6cal Development .,quality standards in the social economy vom 12-15.4.1996 der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.

Seitdem werden die Prinzipien, Vorgehensweisen und gewonnenen Erfahrungen in Form von Vorträgen, Seminaren, workshops bis hin zur Projektbegleitung weitergegeben und weiterentwickelt.

In Zusammenarbeit mit dem Förderverein für Jugend- und -sozialarbeit e.V., Berlin und der Landesakademie für Struktur und Arbeit (LASA) werden seit 1994 Seminare und Vorträge zum Thema Planning for Real durchgeführt. Bei Anfragen einzelner Projekte bzw. Einrichtungen finden auch Beratungen vor Ort statt. Zur Zeit wird der gemeinnützige Verein Moabiter Ratschlag e.V. in der Durchführung des Verfahrens in zwei Stadtteilen vom Technologie-Netzwerk Berlin e.V. begleitet.

Die bisherige Arbeit mit Planning for Real hat jedoch gezeigt, daß die vorliegende Version von Planning for Real allein nicht ausreicht, um gemeinsam mit den BewohnerInnen Beschäftigungsmöglichkeiten für die BewohnerInnen zu schaffen. Es sind weitergehende Instrumente und Verfahren erforderlich um dauerhafte „Arbeitsplätze für mehr Lebensqualität im Stadtteil“ zu schaffen (siehe Kapitel 8).

Die Neighbourhood Initiatives Foundation hat auf Grund ihrer langjährigen Auseinandersetzung und Erfahrungen in diesem Zusammenhang weitere mobilisierende Verfahrensweisen entwickelt. In Kooperation mit der Neighbourhood Initiatives Foundation wird von uns ein Forschungsvorhaben mit folgendem Titel vorbereitet.

„Entwicklung und Anwendung von Neighbourhood Action Packs. Mobilisierende integrierte Entwicklungs-, Planungs- und Umsetzungsverfahren zur Restrukturierung von Krisengebieten“

 

8.           Perspektive:     „Arbeit und Nachbarschaft“

Obwohl vom Nachbarschaftsladen bereits eine Vielzahl an Aktivitäten ausgegangen sind, fehlt bislang eine lang- und mittelfristige öffentliche Finanzierung für die sektorübergreifende Nachbarschaftsarbeit. Auch die Begleitung der Nachbarschaftsgruppe AKTIV IM KIEZ durch das Kommunale Forum erfolgte überwiegend ehrenamtlich. Aus diesen Gründen mußte der Nachbarschaftsladen trotz der Spenden aus der Nachbarschaft im September 1997 geschlossen werden.

Die Umsetzung einer langfristig tragfähigen Nachbarschafts- oder Gemeinwesenarbeit benötigt ein integriertes Handlungskonzept und neue Organisationsformen der Nachbarschaftsarbeit, in denen Nachbarschaftsläden als dezentrale Infrastruktureinrichtungen eingebettet sind. Unter dem Motto „Arbeit und Nachbarschaft“ sollen daher Aktivitäten zur Förderung nachbarschaftlicher Beziehungen und Selbsthilfe mit der Entwicklung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten fiir die BewohnerInnen verknüpft werden.

8.1.       Aufbau eines generations- und kulturübergreifenden Treffpunkts

Nach der Schließung des Nachbarschaftsladens werden die bisherigen Aktivitäten an unterschiedlichen Orten im Sprengelkiez fortgesetzt. Dabei zeigt sich ganz deutlich, daß die Koordination von nachbarschaftlichen Aktivitäten einen Treffpunkt braucht, an dem Kontakte geknüpft, Informationen ausgetauscht, Aktivitäten geplant und von dem aus Aktivitäten durchgeführt werden.

So wird die derzeitige „Obdachlosigkeit“ auch als Chance begriffen, Kontakte zu Institutionen und Einrichtungen wie Z.B. zur Brüder-Grimm-Grundschule zu intensivieren. Diese hat sich für die Belange der Stadtteilarbeit geöffnet und Räume zur Verfügung gestellt. Im Rahmen eines Volkshochschulkurses „Zeitsprünge“ wird auch die Volkshochschule in diese neue Kooperation einbezogen: So bekommen Kinder die Geschichte ihres Kiezes von Zeitzeugen lebensnah berichtet und die SeniorInnen lernen ihre individuellen Geschichten in größere politische Zusammenhänge einzuordnen.

Das Konzept für einen neuen generations- und kulturübergreifenden Kieztreff zielt auf die Überwindung von sozialen und kulturellen Abgrenzungstendenzen, die Förderung zur Selbsthilfe und die Vernetzung bestehender nachbarschaftlicher Aktivitäten.

8.2.       Aufbau eines Stadtteilbetriebes

Im Unterschied zu Konzeptionen anderer 'Sozialer Betriebe' sollen im Stadtteilbetrieb nicht einzelne Zielgruppen für den allgemeinen Arbeitsmarkt qualifiziert bzw. Produkte und Dienstleistungen für den allgemeinen Bedarf erbracht werden, sondern arbeitslose und benachteiligte BewohnerInnen eines bestimmten Problemgebietes für den lokalen Arbeitsmarkt qualifiziert und Produkte und Dienstleistungen für den konkreten Bedarf des Gemeinwesens erbracht werden.

Durch den Stadtteilbetrieb sollen Arbeitslosen in doppelter Weise Integrationschancen geboten werden: Zum einen durch konkrete Beschäftigungsmöglichkeiten; zum anderen durch das Erlernen und Ausführen von konkret nützlichen Tätigkeiten in der eigenen Nachbarschaft. Dadurch kann die soziale Ausgrenzung überwunden, das Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein gestärkt und die Lebenssituation der Beschäftigten insgesamt nachhaltig gesichert werden.

 

8.3.       Bildung einer 'Lokalen Partnerschaft Wedding'
             - Bündnis für Beschäftigung, Lebensqualität und sozialen Zusammenhalt-

Für die Entwicklung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten bedarf es nach den bisherigen Erfahrungen des Kommunalen Forums neuer gebietsbezogener Vorgehensweisen, in denen die Trennung nach Sektoren (wie Wirtschaft, Arbeit, Soziales, Wohnen, Umwelt, Kultur, ...) sowie die Trennung nach Zielgruppen (wie Jugendliche, Frauen, Arbeitslose, Ausländer, Senioren, ...) überwunden wird. So sind z.B. arbeitsmarktpolitische Instrumente aufgrund ihrer Kurzfristigkeit und mangelnder Abstimmung zwischen den lokalen Akteuren nur bedingt für den Aufbau langfristig benötigter stadtteilnaher Dienste geeignet.

Vor diesem Erfahrungshintergrund wird seit Anfang 1997 in Kooperation zwischen dem Bezirksamt Wedding von Berlin und dem Kommunalen Forum Wedding e.V. eine Lokale Partnerschaft Wedding aufgebaut. Ziel der Lokale Partnerschaft ist es, in Gebieten mit hoher sozialer und ökonomischer Problembelastung Ressourcen zu bündeln und Aktivitäten zu unterstützen, die Beschäftigungsmöglichkeiten für sozial ausgegrenzte Menschen schaffen und die Lebensbedingungen der Bewohner/innen verbessern. Mit der Lokalen Partnerschaft wird eine neues Bündnis zwischen Institutionen und Organisationen aus Politik und Verwaltung, dem gemeinnützigen Sektor, der Wissenschaft und der Wirtschaft angestrebt.

Insbesondere sollen Aktivitäten unterstützt werden, die

·         Beteiligung, Eigeninitiative und Selbsthilfe der Bewohner/innen anstreben,

·         der Integration von Immigrant/innen dienen,

·         das lokale Gewerbe fördern,

·         Modelle dauerhafter Beschäftigung für sozial ausgegrenzte Menschen entwickeln und

·         neue Beschäftigungsmöglichkeiten in den Dienstleistungsbereichen Alltagsleben, Wohnumfeldverbesserung, Freizeit und Umwelt,

·         insbesondere für Frauen erschließen

Die Gründungsversammlung wird am 28.11.97 stattfinden.

8.4.       Weiterentwicklung des europäischen Austauschs

Im Zusammenhang mit der Lokalen Partnerschaft Wedding steht auch der Beitritt des Bezirks in das Europäische Netzwerk der Städte und Regionen der sozialen und lokalen Ökonomie (REVES), das im September 1997 in Genua gegründet wurde.

Ziel des Netzwerkes ist es,

·         eine Lobby für lokale Partnerschaften zwischen Kommunalbehörden und Organisationen der sozialen Ökonomie gegenüber den europäischen Institutionen und

           nationalen Behörden zu bilden,

·         Rahmenbedingungen im Bereich der europäischen Arbeitsmarktpolitik zu beeinflussen,

·         den Erfahrungsaustausch zwischen den Städten und Regionen zu organisieren und

·         europäische Programme für lokale Aktivitäten zu nutzen.

Das Kommunale Forum Wedding e.V. ist als ein Vertreter der sozialen Ökonomie Gründungsmitglied; der Bezirk Wedding hat den Beitritt beschlossen und wird die erste Kommune in Deutschland sein, die sich an diesem europäischen Netzwerk beteiligt.

Durch einen INTEGRA-Antrag zum Aufbau eines Gemeinwesenbetriebes sind Kontakte zur „Association Européenne des Régies de Quartier“ und zu Stadtteilbetrieben in den Niederlanden (Buurtbeheerbedrijf) entstanden, die im Zuge des Projekts zu einem transnationalen Austausch vertieft werden sollen.

 

9.           Literatur:

(1)       Kommunales Forum Wedding e.V., 1