Gemeinsam Probleme erörtern und Lösungen entwickeln

Methoden und Techniken zur Gestaltung von Arbeitsprozessen in Gruppen


Der folgende Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Klaus Selle dem Buch "Informieren Beteiligen Kooperieren" (Ariane Bischoff, Klaus Selle, Heidi Sinning), Dortmunder Vertrieb für Bau- und Planungsliteratur, Dortmund 1996, S. 87-144) entnommen. Dieses grundlegende Buch erschien 2005 in einer » völlig überarbeiteten 4. Auflage!


Inhalt


1.  Einleitung

Dieser Teil der Dokumentation ist der Gestaltung von Arbeitsprozessen gewidmet. Er ergänzt die Darstellung der Beteiligungsformen und -verfahren: Dort werden in den meisten Fällen nur die Grundformen beschrieben, während es hier um die Arbeit im Detail geht. Nehmen wir die "Arbeitsgruppe", den "Arbeitskreis" als Beispiel: in der Darstellung der Beteiligungsformen werden die verschiedenen Formen und Anwendungsbereiche erläutert, der Stellenwert für die Beteiligung eingeschätzt und auch Hinweise zur Durchführung - etwa den Einsatz von Fachleuten betreffend - gegeben. Aber wie lernen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe kennen, wie erschließen sie sich die z.T. komplizierten Inhalte, wie gehen sie mit Blockaden und Konflikten innerhalb der Gruppe um? Antworten auf solche (und zahlreiche andere) Fragen werden im folgenden Teil gegeben. Wie also werden die Arbeitsprozesse in verschiedenen Beteiligungsformen gestaltet?
Die hier vorgestellten Methoden und Techniken stammen aus der Pädagogik (vgl. Schmidt 1992 und 1990) und z.T. aus dem betriebswirtschaftlichen Projektmanagement (vgl. Mehrmann/Wirtz 1992 und Arbeitskreis für Kooperation und Partizipation 1990). Dort ist ihre Kenntnis schon seit langem unverzichtbar. Die Planerin und der Planer werden sich, wollen sie wirkungsvoll an der Gestaltung von Beteiligungs- und Kooperationsprozessen mitwirken, solche Methoden als Bestandteil ihres alltäglich benötigten "Handwerkszeugs" aneignen müssen.
Wie das Zeichnen von Plänen, das Verfassen von Texten, das Visualisieren mit Foto, Film, Modell und Grafik, die mündliche Präsentation in Vortrag und Diskussion sind auch die folgenden Mittel zur Gestaltung von Arbeitsprozessen in Gruppen Techniken der Vermittlung. Sie müssen - wie jene - gelernt werden. Dazu beginnt man sinnvollerweise mit einzelnen Methoden, um sie zu erproben und erste Erfahrungen zu sammeln. Nach und nach wird so ein individuelles Repertoire von Methoden entstehen, das flexibel und kreativ einzusetzen ist.
Wer sich so in Theorie und Praxis mit den Methoden zur Gestaltung gemeinschaftlicher Arbeitsprozesse auseinandersetzt, wird feststellen, dass der Moderationsstil ebenso individuell sein kann wie der Zeichenstil oder die Vortragsweise.
Das heißt aber auch, dass die hier vorgestellten Techniken und Methoden nicht als starrer, feststehender Kanon zu verstehen sind. Sowohl die Anwendung einzelner Techniken wie ihre Kombination untereinander wird sich in der Praxis - in dem Maße, wie die Erfahrung mit dieser Arbeit zunimmt - schrittweise immer weiter von den beschriebenen Grundformen entfernen.

Aufbau
Auch hier war die Frage zu klären, wie die verschiedenen Techniken und Methoden zu ordnen seien. Es wurden sieben Kategorien gebildet, die sich an vorrangigen Einsatzbereichen orientieren - was aber nicht heißen kann, dass eine hier als "Einstiegshilfe" vorgeschlagene Methode nicht auch in anderen Phasen des Gruppenprozesses einsetzbar wäre. 
Der Beschreibung der einzelnen Methoden liegt wieder ein einheitliches Raster zugrunde.

  • Ziele: Wozu kann ich die Methode einsetzen?
  • Stichworte zu Planung und Vorbereitung: Hier werden einige Informationen, die zur Auswahl und Anwendung einzelner Methoden wichtig sind, in knapper Form zusammengestellt. Dazu gehören:
  • Geeignet für: Bei welchen Beteiligungsformen und -verfahren kann ich die Methode sinnvoll einsetzen?
  • Teilnehmerzahl: Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen es mindestens bzw. dürfen es sein? Die angegebene Zahl ist als Richtwert zu verstehen. Je nach Zielsetzung, Anlass und Teilnehmerstruktur der Veranstaltung kann sie nach oben oder nach unten variieren.
  • Dauer: Wieviel Zeit muss ich für die Anwendung der Methode einplanen? Die einzuplanende Zeit für die Anwendung der Methode ist ein Richtwert, der von vielen Faktoren abhängig ist, wie z.B. von der Motivation der Gruppe zur Mitarbeit.
  • Material und Medien: Welche Materialien und welche Medien benötige ich?
  • Vorbereitung: Was muss ich vor dem Veranstaltungsbeginn vorbereiten?
  • Verlauf: Aus welchen Schritten besteht die Methode und wie führe ich diese durch?
  • Hinweise zur Durchführung: Was muss ich bei der Durchführung beachten? Wo kann es Schwierigkeiten geben?
  • Weiterarbeit: Wie kann ich, auf der durchgeführten Methode aufbauend, weiterarbeiten?
  • Beispiel: Wie kann die Methode in einem Beteiligungsprozess beispielhaft eingesetzt werden? Die Methoden sind - da in diesem Kontext neu - bislang nur eingeschränkt in der Planungs- und Beteiligungspraxis erprobt bzw. schriftlich erfasst worden. Daher haben wir in verstärktem Maße auch konstruierte Beispiele zur Illustration verwendet.
  • Am Schluss stehen wieder die Tipps, mit denen einige -- uns wichtig erscheinende - Gesichtspunkte für Auswahl und Anwendung zusammenfassend hervorgehoben sind.

Checkliste Veranstaltungsmanagement

Viele der Beteiligungsverfahren und Arbeitsformen haben einige gemeinsame organisatorische Voraussetzungen. Um sie nicht immer wieder benennen zu müssen, fassen wir sie kurz in Form einer Checkliste zusammen.
Vieles klingt banal, aber wer erlebt hat, wie oft gerade hier, bei den scheinbar einfachen organisatorischen "Kleinigkeiten" Fehler gemacht werden und welche weitreichenden Folgen diese für den Veranstaltungsverlauf haben können, wird auch diesen Fragen seine Aufmerksamkeit widmen (vgl. auch Sippel 1992):

  • Ziel: Was will ich mit der Veranstaltung erreichen?
  • Zielgruppe: Wen will ich mit der Veranstaltung erreichen?
  • Einladung/Ankündigung: Wie kann die Einladung möglichst große bzw. gezielte Verbreitung finden? Welche Medien kann ich dazu nutzen (z.B. Wurfsendung, Aushang, Presse)?
  • Veranstaltungsort: Welcher Ort ist für die geplante Veranstaltung geeignet. Das heißt z.B.: Welcher Ort ist ohne "Schwellen" zugänglich, gut erreichbar - insbesondere mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Ist der Veranstaltungsort attraktiv, bietet er ein besonderes Umfeld - z.B. mit Bezug zum Thema und /oder ein angenehmes Arbeitsklima?
  • Veranstaltungszeitpunkt: Entspricht der vorgesehene Zeitpunkt der Veranstaltung den zeitlichen Möglichkeiten der potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer (z.B. Berücksichtigung der Arbeitszeiten, der Zeiten für die Kinderbetreuung)?
    Wurde der Zeitpunkt mit anderen Veranstaltungen, Aktivitäten der potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmt (z.B. Vereinsaktivitäten, parallele Veranstaltungen mit ähnlicher Zielgruppe, gelegentlich ist auch ein Blick in die Programmzeitschriften der Medien hilfreich)?
  • Veranstaltungsdauer: Wie lange soll die Veranstaltung dauern? Ist die Veranstaltungsdauer angemessen im Bezug auf das Ziel und das vorgesehene Programm der Veranstaltung?
  • Raumgröße und -ausstattung: Steht die Raumgröße in einem guten Verhältnis zur erwarteten Teilnehmerzahl? Ist die Raumgröße für die angestrebten Arbeitsformen geeignet (z.B. für Kleingruppenarbeit ist ein größerer Raum nötig)? Eignet sich die Raumausstattung für die Veranstaltung (z.B. genügend und geeignete Tische und Stühle, flexible Möblierung, Verdunkelungsmöglichkeit)?
  • Technische Ausstattung (Medien und Materialien): Welche technischen Geräte benötige ich? Sind sie vorhanden oder muss ich sie besorgen? Sind die technischen Geräte in dem Raum anwendbar (z.B. genügend Platz, Stromanschluss)?
  • Sitzanordnung: Welche Sitzanordnung ist für die Veranstaltung geeignet und fördert die Arbeit (siehe folgende Abbildungen)?
  • Absprachen: Welche inhaltlichen und organisatorischen Absprachen muss ich mit den Referentinnen und Referenten (Abstimmung der Inhalte und Präsentationsformen, Spielregeln über Redezeiten), den veranstaltenden Institutionen und ggf. den Medien treffen?
  • Kinderbetreuung: Ist eine Kinderbetreuung gewünscht? Wie organisiere ich diese?
  • Verpflegung: Ist ein eigenes Verpflegungsangebot für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nötig oder für den Veranstaltungsverlauf sinnvoll? Wie kann dieses gewährleistet werden?

Möglichkeiten für die Sitzanordnung (aus: Brühwiler 1992, S. 21-23):


Die klassische Schulsitzordnung: 

Vorteile:
  • Für Referate gut geeignet.
  • Eltern fühlen sich in der Schule, Schulerinnerungen steigen auf.
  • Klassenzimmer muss nicht umgestellt werden.

Nachteile:

  • Teilnehmer sind in der Regel passiver.
  • Gespräche laufen v.a. zwischen einzelnen und dem Lehrer, Leiter ab.
  • Erwachsene verhalten sich «wie Schüler».

U-Form oder Hufeisen: 

Vorteile:
  • Günstig für Referate.
  • Gute Sichtverbindung des Referenten/Leiters zu den Teilnehmern
  • Bekannte Sitzordnung (Versammlung, Feste).

Nachteil:

  • Diese Sitzordnung braucht viel Platz; werden auch die Innenseiten bestuhlt, können sich viele Teilnehmer nicht mehr sehen. 
  • Große Distanzen zwischen den Teilnehmern.

Gruppentische im Plenum: 

Vorteile:
  • Diese Sitzordnung eignet sich ausgezeichnet für den Wechsel zwischen Arbeit im Plenum und Arbeit in Kleingruppen, ohne dass die Sitzordnung umgestellt werden muss. 
  • Die Kleingruppen bleiben auch im Plenum bestehen.

Nachteile:

  • Nicht alle Anwesenden können sich sehen. 
  • Diese Sitzordnung braucht viel Platz.

Quadrat 

Vorteile:
  • Es braucht wenig Planung. 
  • Diese einfache Sitzordnung kann als Aktion mit den Teilnehmern durchgeführt werden. 
  • Der Lehrer hat keinen exklusiven Platz.

Nachteil:

  • Nicht alle Teilnehmer können sich sehen.

Gruppenbestuhlung 

Vorteile:
  • Diese Sitzordnung eignet sich ausgezeichnet für Gruppenarbeiten. 
  • Dadurch, dass sich alle Teilnehmer sehen können werden, sie auch weniger abgelenkt.

Nachteile:

  • Diese Sitzordnung braucht viel Platz; bei vielen Teilnehmern wird der Platz schnell zu eng.

Sternsitzordnung 

Vorteile:
  • Ausgezeichnet für Gruppenarbeiten. 
  • Aktive Sitzordnung.

Nachteile:

  • Bei vielen Teilnehmern reicht der Platz nicht aus. 
  • Teilnehmer sitzen relativ weit auseinander.

Kreis, ohne Tisch 

Vorteile:
  • Tische als Barrieren fallen weg. 
  • Viele Teilnehmer haben Platz. 
  • Diese Sitzordnung fördert die Gesprächsatmosphäre.

Nachteile:

  • Nicht alle Teilnehmer sind gewohnt so frei im Raum zu sitzen. In Anfangssituationen fühlen sich viele Erwachsene in dieser Anordnung nicht so wohl; die Schutz bietenden Bänke fallen weg.

Doppelkreis 

Vorteile:
  • Sehr viele Teilnehmer haben Platz.
  • Aufgelockerte Sitzordnung, die gesprächsanregend wirkt.

Nachteile:

  • Nicht alle Anwesenden können sich sehen.
  • Der äußere Kreis wird vielfach bevorzugt.

 


Checkliste für die erfolgreiche Moderation

  • Begrüßen Sie die Teilnehmer der Runde 
  • Erläutern Sie den Grund des Zusammentreffens 
  • Klären Sie die Themenreihenfolge; stellen Sie den Zeitbedarf fest 
  • Legen Sie die Spielregeln fest 
  • Stellen Sie eine Eingangsfrage, um die Diskussion in Gang zu setzen 
  • Verfolgen Sie die Diskussion, schreiten Sie ein, wenn das Thema verlassen wird 
  • Rufen Sie Teilnehmer nicht mit erhobenem Zeigefinger zur Ordnung, aber achten Sie darauf, dass keine personifizierte Redegewalt entsteht 
  • Achten Sie darauf, dass keine Seitengespräche entstehen; sprechen Sie Störer an 
  • Sprechen Sie Teilnehmer an, die sich noch nicht geäußert haben 
  • Bedanken Sie sich für Beiträge einzelner Teilnehmer 
  • Nutzen Sie Hilfsmittel wie Flip-Chart, Tafel etc. 
  • Fordern Sie Teilnehmer auf, Ansichten optisch zu skizzieren 
  • Fassen Sie sporadisch Beiträge einzelner Teilnehmer zusammen, fragen Sie, ob Sie Zusammenhänge richtig wiedergegeben haben 
  • Achten Sie darauf, dass am Sitzungsende Aufgaben verteilt und Termine gesteckt werden. Visualisieren Sie dies 
  • Fassen Sie das Arbeitsgruppen-Ergebnis zusammen, bedanken Sie sich, und legen Sie den Termin für das nächste Treffen fest
  • Fragen Sie am Ende der Sitzung nach dem Gruppenprozess (Wie haben wir heute miteinander gearbeitet?)

Checkliste zur erfolgreichen Moderation (aus: Mehrmann/Wirtz 1992, S. 195).

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2.  Der "Einstieg"

Wer in Gruppen zusammenarbeiten will, muss zu Beginn Spannungen und Unsicherheiten überwinden. Alle Beteiligten schwanken in dieser Phase "zwischen Neugier und Interesse auf der einen sowie Zurückhaltung und Vorsicht auf der anderen Seite" (Knoll 1991, S. 80). Das gilt besonders dann, wenn die Gruppe für längere Zeit zusammen bleiben will. Viele Fragen stehen unausgesprochen im Raum: Wer und wie sind die anderen? Was wird geboten? Wie ist der Ablauf?
Diese Anfangsunsicherheiten schlagen sich zumeist in abwartendem Verhalten nieder. Gemeinsame Arbeit kommt nur schwer in Gang. Diese Situation ist typisch, also nicht als Fehler der Moderation oder Unvermögen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu interpretieren. Allerdings heißt das nicht, dass nun auch die Moderation in Abwarten verfallen könnte. Sie sollte vielmehr

  • "eine gewisse Sicherheit anbieten (z.B. durch ein 'erstes Wort', durch die Begrüßung oder durch eine klare Anfangsstruktur);
  • einen (atmosphärischen) Übergang schaffen zwischen der Situation zu Hause und der nun beginnenden Veranstaltung (z.B. durch Erinnerung an die Ausschreibung);
  • die Kontaktaufnahme zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern fördern;
  • einen ersten gemeinsamen Zugang zum Thema, zur Aufgabe usw. ermöglichen" (ebd.).

Von solchen ersten Schritten ist hier und in Kapitel 3 die Rede. Sie sollen die Anfangsunsicherheit überwinden helfen und eine gewisse "Bewegung" fördern. Dabei ist eine Überforderung zu vermeiden: eher spielerische Methoden sind angezeigt, um die Kommunikation in der Gruppe über die erste Durststrecke hinwegzuführen.
Die drei vorgestellten "Einstiegshilfen" sind im Prinzip Variationen eines Themas: immer geht es darum, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander bekannt machen - 'mal in Kleingruppen 'mal zu zweit, um dann diese ersten Erkundungen im größeren Rahmen mitzuteilen.

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2.1  Vorstellungsgruppen

Ein Teilnehmerkreis, der für eine längere Zeit oder mehrere Treffen zusammenkommt, wie z.B. in einem Forum oder einem Werkstattgespräch, entwickelt ein positiveres Arbeitsklima, wenn sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Vorstellungen möglichst frühzeitig kennenlernen. Die kurzzeitige Bildung von Vorstellungsgruppen zu Beginn kann dazu behilflich sein.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung.

  • Zum Beispiel geeignet für: ...alle Formen und Verfahren, die intensives Kennenlernen erfordern, Aktion "Ortsidee", Zukunftswerkstatt, Planungszelle, kooperativer Workshop, Runder Tisch, Arbeitsgruppe, Zielgruppenbeteiligung.
  • Teilnehmerzahl: maximal 50
  • Dauer: mindestens 40 Minuten (20-30 Minuten die Kleingruppenarbeit; 20-30 Minuten für das Plenumsgespräch)
  • Material/Medien: großformatiges Papier oder Plakate, dicke Filzstifte
  • Vorbereitung: Eine geeignete Aufgabenstellung überlegen und auf einen Papierstreifen mit großer, dicker Schrift zum späteren Aufhängen schreiben.

Verlauf

  • Eingangs werden kurz Sinn und geplanter Ablauf der Vorstellung beschrieben. Mögliche Aufgabenstellungen können sein: Bitte tauschen Sie sich über ihre Person aus und dann zu dem Thema "Ich nehme an der Veranstaltung teil, weil..." oder "Mein persönlicher Bezug zum Thema besteht darin, dass..." etc. Die Kleingruppen sollen nach dem Austausch ihre Ergebnisse auf einem großen Papier in kurzen Stichworten festhalten.
  • Arbeiten in Kleingruppen (20-30 Minuten): jeweils 4 oder 5 Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer bilden per Zufallsprinzip (z.B. Losverfahren, Abzählen) eine Kleingruppe und besprechen gemeinsam die Aufgabenstellung. Im Anschluss halten sie ihre Ergebnisse schriftlich fest
  • Ergebnisse in der Großgruppe austauschen (20-30 Minuten): Die Moderation bittet die Kleingruppen, ihre Ergebnispapiere aufzuhängen und jeweils ein Gruppenmitglied, die Stichworte zu erläutern.

Hinweise zur Durchführung
Eine Erläuterung des Sinns der Vorstellungsgruppen-Arbeit ist notwendig. Dabei sollte darauf hingewiesen werden, dass die Vorstellungsrunde in erster Linie dem persönlichen Kennenlernen und der Benennung inhaltlicher Interessen dient. Diskussionen über möglicherweise strittige Inhalte sollten noch nicht im Mittelpunkt stehen. Auch ist darauf zu verweisen, dass diese Runde nur ein Anfang ist dass also sowohl für persönliche Gespräche wie vor allem für die inhaltliche Diskussion noch ausreichend Zeit verbleibt.
Damit das Kennenlernen über die Kleingruppen hinausgeht, sollten die Gruppenmitglieder darauf hingewiesen werden, ihre Namen zu nennen und ggf. auf unterschiedliche Positionen der Gruppe einzugehen.

Weiterarbeit
Im Anschluss kann ausführlicher auf das geplante Programm eingegangen werden, wobei die Ergebnisse der Gruppenarbeit Berücksichtigung finden sollten. Insbesondere besteht die Möglichkeit, deutlich zu machen, inwieweit das Programm den Teilnehmervorstellungen bereits entspricht, wo Unvereinbarkeiten bestehen und in welchen Punkten das Programm mit Blick auf die Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch zu ändern wäre. Letzteres ist gerade im Hinblick auf eine teilnehmerorientierte Veranstaltungsplanung von Bedeutung.

Beispiel
Das Verkehrsplanungsamt der Stadt A veranstaltet gemeinsam mit Verkehrsinitiativen einen Workshop zum Thema "Autofreie Innenstadt - Zukunftsperspektive oder Spinnerei?". An dem zweitägigen Workshop nahmen u.a. Gewerbetreibende aus der Innenstadt, Vertreterinnen und Vertreter von Umweltverbänden, des Seniorenkreises und einer Elterninitiative sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.
Zu Beginn stellt die Moderation den Inhalt und den Ablauf des Workshops vor. Dann beginnt sie mit der Vorstellung. Sie erläutert die Aufgabenstellung und den Ablauf der Methode "Vorstellungsgruppen". Durch Abzählen werden Kleingruppen (4 bis 5 Personen) gebildet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, sich kurz über ihre Person auszutauschen und dann zum Thema "Ich nehme am Workshop 'Autofreie Innenstadt' teil, weil..." die unterschiedlichen Motive zu diskutieren. Ein Einzelhändler nennt z.B., dass er einen Rückgang seines Umsatzes durch die autofreie Innenstadt befürchte und sich im Workshop gegen solch eine Maßnahme einsetzen möchte. Eine ältere Dame erläutert ihre Schwierigkeit, sich sicher durch den Verkehr in der Innenstadt zu bewegen. Ein junges Ehepaar mit Kindern schließt sich dieser Äußerung an und schränkt ein, dass sie jedoch den Einkauf ohne Auto nicht bewältigen könne und z.T. auf andere Einkaufsmöglichkeiten zurückgreifen müsste....
Die unterschiedlichen Motive für die Teilnahme am Workshop werden von den Kleingruppen auf einer Wandzeitung vermerkt. Nach dem Ende der Vorstellungsrunde, werden die so festgehaltenen Ergebnisse im Plenum vorgestellt. Dabei kommt es immer wieder zu inhaltlichen Auseinandersetzungen zur "Autofreien Innenstadt". Die Moderation weist auf die persönlichen Motive hin und versucht über Nachfragen, die unterschiedlichen Positionen mit den Personen zu verknüpfen und deren Erfahrungshintergrund sowie deren Lebenslage der Gesamtgruppe als Ausgangspunkte der weiteren Arbeit zu verdeutlichen.

  Tipps

  • Es empfiehlt sich, nicht unvermittelt mit Vorstellungsgruppen-Arbeit zu beginnen. Der Stellenwert dieser Vorstellung im Zusammenhang des gesamten Programms sollte allen Beteiligten zuvor sichtbar gemacht werden.
  • Die Vorstellung sollte nicht ausufern. Es kann ggf. darauf hingewiesen werden, dass im Verlauf der Veranstaltung (in den Pausen o.ä.) noch Zeit bleibt, sich weiter kennenzulernen.
  • Eine wichtige Aufgabe der Moderation ist es, nach der Vorstellung darauf einzugehen, wie genannte Erwartungen an die Arbeit ins Programm integriert werden können.

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2.2  Partnerinterview

Für das Arbeitsklima in einer Gruppe, die für eine längerfristige gemeinsame Arbeit gebildet wurde (z.B. eine Zukunftswerkstatt oder ein Arbeitskreis), ist der "Einstieg" besonders wichtig. Das "Partnerinterview" dient dazu, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich schrittweise untereinander kennenlernen - zunächst im Zweiergespräch, dann durch Austausch in der gesamten Gruppe.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung:

  • Zum Beispiel geeignet für: ...alle Formen und Verfahren, die intensives Kennenlernen erfordern, Aktion "Ortsidee", Zukunftswerkstatt, Forum, Planungszelle, kooperativer Workshop, Runder Tisch, Arbeitsgruppe, Zielgruppenbeteiligung.
  • Teilnehmerzahl: 6 bis 20
  • Dauer: mindestens 35 Minuten (eigentliches Partnerinterview: 10-15 Minuten, Vorstellungsrunde in der gesamten Gruppe: je nach Gruppengröße 20-45 Minuten
  • Material/Medien: DIN-A4-Papiere mit den Interviewfragen (für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
  • Vorbereitung: Geeignete Interviewfragen überlegen und aufschreiben. Mögliche Fragen sind z.B.: Woher kommen Sie? Was machen Sie beruflich? Was hat Sie bewegt, zu dieser Veranstaltung zu kommen? Welche Erwartungen haben Sie? Was möchten Sie in dieser Gruppe auf keinen Fall?

Verlauf
Die Gliederung in folgende vier Schritte ist sinnvoll:

  1. Erläuterung von Aufgabe und Ablauf des Arbeitsschritts: Die Moderation erklärt, dass es nun um einen Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht und benennt die Fragen des Interviews. Dann erläutert sie die weitere Verfahrensweise und verteilt die Interviewfragen.
  2. Gruppenbildung zu zweit: Damit die Gruppenbildung in der Anfangsphase erleichtert wird und nicht nur die zusammengehen, die sich bereits kennen, bietet sich die Zusammenstellung nach einem Zufallsprinzip an (z.B. Losverfahren, mit Puzzleteilen).
  3. Partnerinterview: In den Zweiergruppen findet dann eine wechselseitige Befragung statt: Eine Teilnehmerin bzw. ein Teilnehmer beginnt mit den Interviews und macht sich kurze Notizen zu den Antworten. Nach ca. 5 Minuten wechseln die Rollen. Nach ca. 10-15 Minuten unterbricht die Moderation die Gespräche.
  4. Vorstellungsrunde in der gesamten Gruppe: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich wieder in einer Runde zusammen. Die Moderation bittet nun darum, dass alle Teilnehmenden ihre Partnerin bzw. ihren Partner kurz zu den gestellten Fragen vorstellen. In der Regel beginnt die Zweiergruppe, in der die Moderatorin bzw. der Moderator mitgewirkt hat, um die Art des Vorstellens zu verdeutlichen. Zum Beispiel: "Dies ist Frau K. Sie arbeitet in einem Grafikbüro und hat über eine Bekannte von dieser Veranstaltung erfahren. Frau K. hat das Thema persönlich angesprochen, weil... Sie erwartet sich von der Veranstaltung, dass..." Danach folgen die übrigen Zweiergruppen. Damit die Runde nicht zu lange dauert, sollte ggf. noch einmal darauf hingewiesen werden, dass es zunächst nur auf wenige Stichworte ankommt.

Hinweise zur Durchführung
Auch hier gilt wieder: der Sinn dieser "Einstiegs"-Runde muss hinreichend erläutert werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass diejenigen, denen solche Methoden fremd sind, unwillig reagieren und auf den Beginn der inhaltlichen Arbeit drängen.
Bei ungerader Teilnehmerzahl wird ein Mitglied der Moderation an einem Partnerinterview mitwirken. Falls Teilnehmerinnen oder Teilnehmer zu spät kommen, muss die Moderation je nach Situation und Zeitpunkt entscheiden, ob sie noch an den Interviews beteiligt werden oder sich später selbst anhand der Fragen vorstellen.
Da während der Interviews ein lebhafter Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer entsteht, sollte zum einen ein ausreichend großer Raum zur Verfügung stehen, der genügend Abstand zwischen den Paaren zulässt; zum anderen sollte in der Mitte der Interviewzeit noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die Paare die Rollen wechseln. Ansonsten besteht die Gefahr, dass einige Teilnehmende nicht ausreichend zu Wort kommen.
Für die Sitzordnung im Plenum bietet sich ein Stuhlkreis an, da so die Kleingruppenbildung in dem freien Innenbereich leichter vonstatten gehen kann.
Damit sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Vorstellungsrunde in der gesamten Gruppe nicht unter Druck gesetzt fühlen, kann die Moderation darauf hinweisen, dass es nicht auf eine vollständige Wiedergabe und eine Selbstdarstellung ankommt.

Mögliche Varianten sind

  • Eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer erzählt etwas von sich. Währenddessen zeichnet die Partnerin bzw. der Partner ein Porträt (Skizze, Karikatur, Steckbriefbild) von ihm oder ihr und notiert Stichworte der Erzählung zu dem Bild.
  • Die Paare zeichnen gegenseitig ihre Umrisse auf Packpapierbögen. Dazu legt sich eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer auf das Papier und der bzw. die andere malt die Konturen mit einem Filzschreiber nach. Die Interviewnotizen können sie um die Zeichnung herum schreiben (vgl. Rabenstein 1980, S. 67).

Weiterarbeit
Mit diesem Einstieg sind günstige Bedingungen für die weitere Arbeit am Inhalt geschaffen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sowohl Kontakt untereinander aufgenommen als auch eigene Gedanken formuliert. Diese Belebung sollte für die weitere Arbeit genutzt werden. Mit Hilfe teilnehmerorientierter Methoden zum inhaltlichen Einstieg (z.B. Impulsreferat  Sandwichmethode) kann der erste anregende Impuls in die inhaltliche Arbeit übergeleitet werden.

Beispiel
Begleitend zur Dorferneuerung in B-Dorf richten die Planerinnen und Planer eine Arbeitsgruppe ein. Zum ersten Treffen kommen 20 Bürgerinnen und Bürger. Einige von ihnen kennen sich bereits untereinander. Um alle miteinander bekannt zu machen, wird seitens der Moderation das Partnerinterview vorgeschlagen. Sinn, Zweck und Verfahren werden erläutert. Der Vorschlag stößt auf Zustimmung. Um die Kleingruppen zusammenzustellen, werden Papierstreifen in 10 verschiedenen Farben (je zwei Papierstreifen von jeder Farbe) verteilt. Diejenigen mit der gleichen Farbe führen zusammen das Partnerinterview durch.
Der weitere Ablauf entspricht der Beschreibung des Verlaufs zu Beginn der Methodenerläuterung.

  Tipps.

  • Auch hier gilt wieder: der Sinn dieser "Einstiegs"-Runde muss hinreichend erläutert werden.
  • Ein ausreichend großer Raum, der für Partnerinterviews genügend Abstand zulässt, ist empfehlenswert.
  • Ein gutes Zeitmanagement ist erforderlich, damit die Vorstellung nicht ausufert und alle zum Zuge kommen. Die Mitte der Interviewzeit sollte zwecks Wechsel der Rollen angekündigt werden.
  • Selbstdarstellungs- oder Leistungsdruck unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sollte vermieden werden.

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2.3  Erwartungsinventar

In jede Veranstaltung bringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmte Erwartungen mit. Um diese Erwartungen für alle Beteiligten transparent und bewusst zu machen, kann die Methode "Erwartungsinventar" Hilfestellung geben.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung

  • Zum Beispiel geeignet für:...alle Formen und Verfahren, die intensives Kennenlernen erfordern, Exkursion, Ortsbegehung, Aktion "Ortsidee", Zukunftswerkstatt, Forum, Planungszelle, Runder Tisch kooperativer Workshop, Arbeitsgruppe, Zielgruppenbeteiligung.
  • Teilnehmerzahl: maximal 40
  • Dauer: 10 Minuten für die Einzelarbeit, 20 Minuten für die Partnerarbeit
  • Material/Medien: Wandzeitung, dicke Filzstifte, DIN-A4-Papier
  • Vorbereitung: Die Frage zu dem Erwartungsinventar sollte die Moderation vor der Veranstaltung auf eine Wandzeitung, auf DIN-A4-Seiten oder eine Overheadfolie schreiben, so dass alle die Frage bei der Veranstaltung vor Augen haben.

Verlauf
Während der Einzelarbeit (ca. 10 Minuten) bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Aufgabe, sich einzeln zu folgender Frage Gedanken und Notizen zu machen: "Was erwarte ich von dieser Veranstaltung für mich persönlich und für ... (z.B. meine Arbeit, meine Gemeinde)?"
Partnerarbeit (ca. 20 Minuten): jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer sucht sich eine Partnerin bzw. einen Partner. Dann tauschen sie sich über ihre Erwartungen aus. Die wichtigsten Aspekte schreiben sie an eine Wandzeitung gut lesbar auf.
Nach Beendigung der Partnergespräche können sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die aufgeschriebenen Erwartungen ansehen. Anstelle der Partnerarbeit ist auch eine Gesprächsrunde mit der gesamten Gruppe möglich.

Hinweise zur Durchführung
Wenn vielfältige und weitreichende Erwartungen genannt werden, kann das alle Beteiligten - zumal die Moderation - unter Druck setzen. Zweifellos werden Ansprüche und Möglichkeiten nicht vollständig zur Deckung zu bringen sein. Es können also Enttäuschungen entstehen, die sich auf das Gruppenklima auswirken. Mit dem Erwartungsinventar wird dies, deutlicher noch als bei den beiden zuvor genannten Methoden, frühzeitig sichtbar. Das bietet die Chance, auf mögliche Diskrepanzen rechtzeitig einzugehen, Ziele und Inhalte genauer zu erläutern, Erwartungen zu relativieren und - wo immer dies möglich und sinnvoll ist - Modifikationen im Programm vorzunehmen.
Damit die Ausgangssituation für alle Beteiligten transparent ist, sollten die Ziele und Erwartungen der Veranstalter bzw. der Moderation benannt werden.
Sofern sich Erwartungen und Handlungsmöglichkeiten einander angleichen lassen, besteht zudem die Möglichkeit, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv einzubeziehen: es hängt auch von ihnen ab, ob und wie weit die Erwartungen in der Gruppe erfüllt werden können. So wird im günstigsten Fall bereits zu Beginn der Veranstaltung ein Gefühl gemeinsamer Verantwortung geschaffen.
Den Verlauf des Erwartungsinventars kann die Moderation nach Bedarf abwandeln, indem sie zum Beispiel an die Einzelarbeit eine Gesprächsrunde anschließt, in der alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Notizen kurz vortragen und die Moderation die wichtigsten Aspekte auf einer Wandzeitung mitschreibt. Möglich ist auch, dass sie selbst ebenso ihre Erwartungen offen darstellt.
Die Wandzeitungen sollten bis zum Ende der Veranstaltung hängen bleiben, so dass Veränderungen der Erwartungshaltungen sichtbar werden.

Weiterarbeit
Wenn sich die Moderation für die Durchführung dieser Methode entschlossen hat, sollte sie auf die formulierten Erwartungen in geeigneter Weise eingehen. Die Moderation kann z.B. die Frage stellen, welche Schwerpunkte sich aus dem Notierten ergeben oder sie kann selbst versuchen das Notierte zusammenzufassen und einen Ausblick auf die vorgesehene Planung sowie die vorhandenen Unterschiede, aber auch Übereinstimmungen geben.

Beispiel
Im Landkreis X wird anlässlich eines in Auftrag gegebenen Gutachtens ein Runder Tisch zum Thema "Sanfter Tourismus" mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Institutionen wie Fremdenverkehrsverband, Industrie- und Handelskammer, Kommunalverwaltung, Umweltverbänden etc. eingerichtet. Für das erste Treffen hat sich die Moderation, die das Gutachten bearbeitet, als Einstiegsmethode ein " Erwartungsinventar" überlegt.
Die 16 anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Institutionen bekommen die Aufgabe, sich für ca. 10 Minuten zu den Fragen "Was erwarte ich von dem Runden Tisch für meine Institution und welche Aspekte sind mir für die heutige Diskussion von Bedeutung?" Gedanken und Notizen zu machen. Danach findet anstelle der Partnerarbeit eine Gesprächsrunde statt, in der alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kurzer Form ihre Erwartungen und Vorstellungen darstellen. Eine Mitarbeiterin des Fremdenverkehrsamtes erhofft sich z.B. konkrete Beispiele und Ansätze, um zukünftig auf Anfragen der Kundinnen und Kunden zum "sanften Tourismus" reagieren zu können. Ein Vertreter der Kommunalverwaltung erwartet eine intensive Auseinandersetzung über die Reduzierung von Überlastungserscheinungen durch Naherholungstouristen an Wochenenden. In dieser Form äußern sich auch die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Die Moderatorin notiert die wesentlichsten Aspekte auf einer Wandzeitung und geht im Anschluss an die Runde auf die dort festgehaltenen Aspekte ein. Sie setzt sie in bezug zum Veranstaltungsplan und bereits zuvor geäußerten Erwartungen an den Runden Tisch. Dabei weist sie darauf hin, dass aus ihrer Sicht in dem ersten Treffen vor allem ein Austausch über die Arbeiten der in der Runde vertretenen Institutionen und die Inhalte des in Auftrag gegebenen Gutachtens möglich ist. Im Verlaufe der nächsten Treffen sollten dann die Inhalte vertieft bearbeitet werden, wobei die - hier eingangs erfassten - Interessen des Teilnehmerkreises soweit wie möglich Berücksichtigung finden sollten.

  Tipps

  • Die Beteiligten sollten dazu aufgefordert werden, ihre Erwartungen offen darzustellen. Auch Veranstalter und Moderation beteiligen sich in diesem Sinne.
  • Es ist empfehlenswert, möglichst frühzeitig auf vermutlich nicht erfüllbare Erwartungen hinzuweisen.
  • Es ist für den weiteren Veranstaltungsverlauf positiv, wenn es bereits zu diesem Zeitpunkt gelingt, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu vermitteln, dass es auch an ihnen liegt, ob und in. wieweit Erwartungen erfüllt werden können.

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3.  Inhalte erschließen, Probleme erörtern

Die in diesem Kapitel beschriebenen Methoden dienen dem Einstieg in die inhaltliche Erörterung:
Es soll in das Thema eingeführt werden und eine Bestandsaufnahme der zu behandelnden Probleme erfolgen. Dabei geht es nicht nur darum, dass die Inhalte möglichst ansprechend und verständlich präsentiert werden. Wichtig ist auch, ob und in welcher Weise sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihnen aktiv auseinandersetzen können. Inhaltsvermittlung ist also keine "Einbahnstraße", sondern ein Kommunikationsprozess.
Inhalte, die nicht von den Teilnehmenden auf eigene Weise erschlossen und angeeignet werden können, bleiben wirkungslos.
Zweifellos ist es zunächst das "Thema", das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angesprochen und zur Mitwirkung motiviert hat. Allerdings kann dieses Interesse schnell verpuffen, wenn nur auf eine Zuhörerschaft eingeredet wird. Aufgabe der Moderation und der Referentinnen bzw. Referenten ist es daher, zur eigenständigen Beschäftigung mit den Inhalten anzuregen. Für Gespräche, die in ein Thema einführen, und für Diskussionen im Teilnehmerkreis selbst müssen Anstöße gegeben und ausreichend Zeit gelassen werden.
Die Arbeit an Inhalten soll zu Ergebnissen führen: Lernprozesse sollen eingeleitet, Erkenntnisse, Positionen, Forderungen oder Perspektiven formulierbar werden. Die "Ergebnissicherung", also das Sichtbarmachen des Erarbeiteten ist entscheidend für die Teilnehmermotivation und schafft zugleich eine Grundlage für weitere Arbeitsschritte. Es reicht dabei nicht aus, solche Resultate erst zum Schluss einer Veranstaltung zusammenzutragen. Von großer Bedeutung ist vielmehr die kontinuierliche Erfassung von (Zwischen-)Ergebnissen. So wird der Lern- und Arbeitsprozess nachvollziehbar. Zugleich erfahren alle Beteiligten den Sinn ihrer gemeinsamen Arbeit (vgl. Knoll 1991, S. 52ff. und S. 94).

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3.1  Impulsreferat

Bürgerbeteiligung, die nicht nur einseitig Informationen vermitteln, sondern einen dialogischen Arbeitsprozess fördern will, sollte entsprechende Methoden verwenden. In den Beteiligungsformen und -verfahren, die eine Mitwirkung bzw. Mitbestimmung beabsichtigen (z.B. Runder Tisch, Aktion "Ortsidee"), ist die Methode "lmpulsreferat" förderlich, um ein begrenztes Thema strukturiert zu vermitteln, eine aktive Gesprächsteilnahme sowie kritische Auseinandersetzung mit Informationen zu fördern und Entscheidungen vorzubereiten.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung:

  • Zum Beispiel geeignet für: ...alle Formen und Verfahren, die Vortragselemente enthalten, wie Bürgerversammlung, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, Aktion "Ortsidee", Forum, Planungszelle, kooperativer Workshop, Runder Tisch, Arbeitsgruppe.
  • Teilnehmerzahl: maximal 50
  • Dauer: mindestens 1 Stunde (je Referatsabschnitt 5-10 Minuten, je Diskussionsrunde 10-15 Minuten)
  • Material/Medien: Overhead/-folien, Diaprojektor und Dias, Wandzeitung oder Tafel
  • Vorbereitung: Medien bereithalten, den Inhalt des Referats in drei bis vier geeignete Abschnitte gliedern, diskussionsanregende Thesen oder Fragestellungen für die Überleitung vom Referat in die Diskussionsrunden festlegen und durch Medien sichtbar machen.

Verlauf
Zu Beginn der Veranstaltung erläutert die Referentin bzw. der Referent die Gliederung des Gesamtreferats und den methodischen Ablauf. Der Grundaufbau ist geprägt durch einen Wechsel von Referat und Diskussionsrunden:

  • Erster Referatsabschnitt (5-10 Minuten): Thematischer Einstieg und Hinführung auf einen ersten Diskussionskomplex.
  • Erste Diskussionsrunde (10-15 Minuten): Zuspitzung der einleitenden Überlegungen in einer These oder Fragestellung, die hinreichend prägnant (für den Teilnehmerkreis verständlich) sein muss, um zu einer ersten Diskussionsrunde überzuleiten.
  • Zweiter Referatsabschnitt (5-10 Minuten): Fortsetzung des Referats. Dabei kann, besonders bei Verständnisproblemen, auf die Gruppendiskussion eingegangen werden.
  • Zweite Diskussionsrunde (10-15 Minuten): Eine weitere Diskussionsrunde folgt wie oben beschrieben.
  • Referatsabschnitt und Diskussionsrunde können noch ein- oder zweimal folgen.
  • Abschlussdiskussion: Hier sollte die Möglichkeit gegeben werden, das Referat im Zusammenhang zu erörtern und die für die weitere Veranstaltung wesentlichen Aspekte herauszuarbeiten.
  • Variante: Sofern räumlich und organisatorisch möglich, können Kleingruppen gebildet werden. In diesem Fall sollte in der Abschlussdiskussion das Ergebnis der Gruppenarbeit eingebracht werden.

Hinweise zur Durchführung
Wenn die Diskussionsrunden in Kleingruppen stattfinden, kann die Referentin bzw. der Referent die Inhalte der Gespräche nur schlecht verfolgen. Es empfiehlt sich dann, in jeder Gruppe die Diskussion zumindest ausschnittweise mitzuerleben.
Driftet die Diskussion vom Inhalt des Referats ab, ist dies deutlich zu machen. Allerdings sollte das nicht zu streng gehandhabt werden: insbesondere in der ersten Diskussionsrunde ist es entscheidend, dass überhaupt ein Gespräch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Gang kommt.
Greift die Referentin bzw. der Referent nach einem Diskussionsabschnitt Fragen auf, klärt Verständnisprobleme etc., besteht die Gefahr, dass die Zeitplanung durcheinander gerät. Bei einer solchen offenen Vorgehensweise sollte von vornherein eine entsprechende "Überziehungs-Zeit" eingeplant werden. Andererseits können Inhalts- und Zeitrahmen nicht beliebig flexibel gehalten werden, da mit dem Referat innerhalb des Gesamtprogramms bestimmte Ziele verfolgt werden. Hier ist eine gewisse Disziplin aller Beteiligten gefordert.

Weiterarbeit
In der Abschlussdiskussion können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Bedarf und ihr Interesse an weiteren Informationen und Diskussionen klären.

Beispiel
Eine Informationsveranstaltung auf Initiative des Umweltausschusses der Gemeinde X steht unter dem Thema "Obstwiesen-Programm - was heißt das?". Eingeladen sind interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter der Politik und der Verwaltung.
Zu Beginn erläutert der Referent den Ablauf der Veranstaltung. Er hat sein Referat in drei Referats. und drei Diskussionsabschnitte gegliedert:

  • Referatsabschnitt: Welche ökologische Bedeutung haben Obstwiesen?
  • Frage zur 1. Diskussionsrunde: Welche Bedeutung könnten Obstwiesen für die Gemeinde X haben?
  • Referatsabschnitt: Was ist Inhalt des Obstwiesen-Programms?
  • Frage zur 2. Diskussionsrunde: Ist dieses Programm für die Gemeinde X relevant?
  • Referatsabschnitt: Ein Beispiel: Obstwiesen in der Gemeinde Y und wer hat sich daran beteiligt?
  • Frage und 3. Diskussionsrunde: Welche Umsetzungsmöglichkeiten gibt es in der Gemeinde X für die Pflege und Neuanlage von Obstwiesen?

Der Referent berichtet jeweils etwa 10 Minuten, unterstützt durch Folien und Dias, und leitet mit einer Frage die Diskussion ein. Da 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen sind, werden Kleingruppen für die Diskussionen gebildet. Die Diskussionsrunden dauern 10 bis 15 Minuten. Während der Diskussionen setzt der Referent sich für eine gewisse Zeit jeweils in die beiden Gruppen und klärt Fragen. Bevor er seinen nächsten Referatsabschnitt vorträgt, erläutert er einige Fragen noch einmal in der gesamten Gruppe. Nach 1 1/4 Stunden findet eine abschließende Diskussion im Plenum statt, die die Ergebnisse zusammenträgt und klärt, wie es mit den gemachten Vorschlägen weitergeht.

  Tipps

  • Das Impulsreferat lebt von einer klaren Gliederung und anregenden Fragen oder Thesen.
  • Der inhaltliche und zeitliche Rahmen sollte nicht zu eng gefasst sein und ausreichend Spielräume lassen, um auf Interessen aus dem Teilnehmerkreis einzugehen.

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3.2  Sandwich-Methode

Die Bürgerinnen und Bürger sind mit ihren Alltagserfahrungen, Ortskenntnissen und subjektiven Bewertungen Fachleute eigener Art. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen sollten in einem dialogischen Planungs- und Entscheidungsprozeß einfließen und genutzt werden. Damit dies gelingen kann, muss jedoch oft erst die Hemmschwelle bei der Meinungsäußerung und die Hilflosigkeit gegenüber wortgewandten Fachleuten abgebaut werden.
Die "Sandwich-Methode" kann dies fördern, indem Vorkenntnisse und Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammengetragen und mit fachlichen Sichtweisen konfrontiert werden. Das sich daraus ergebende Spannungsverhältnis wird zu Klärungsprozessen genutzt, die Laien und Fachleuten gleichermaßen helfen können.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung

  • Zum Beispiel geeignet für:...alle Formen und Verfahren, die Vortragselemente enthalten, wie Bürgerversammlung, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung Aktion "Ortsidee", Zukunftswerkstatt, Forum, Planungszelle, kooperativer Workshop, Runder Tisch, Arbeitsgruppe, Zielgruppenbeteiligung
  • Teilnehmerzahl: maximal 80
  • Dauer: mindestens 1,5 Stunden
  • Material/Medien: Wandzeitung, Arbeitspapiere
  • Vorbereitung: Eindeutige Fragestellungen für die Gesprächsrunden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Wandzeitung oder auf Arbeitspapiere schreiben.

Verlauf

  • Die Sandwich-Methode umfasst vier Arbeitsschritte:
  • einleitende Gesprächsrunde (ggf. in Arbeitsgruppen),
  • Kurzreferat,
  • zweite Gesprächsrunde (ggf. in Arbeitsgruppen),
  • Plenumsdiskussion.

Zu Beginn der Veranstaltung werden Thema der 'Veranstaltung und weiteres Vorgehen erläutert.

  • Einleitende Gesprächsrunde (ca. 30 Minuten): Es werden Arbeitsgruppen gebildet, die über eine (oder verschiedene) Fragestellungen diskutieren. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen halten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schriftlich fest..
  • Kurzreferat (ca. 15 Minuten): Die Referentin bzw. der Referent trägt das angekündigte Thema strukturiert vor ( Vortrag mit Medieneinsatz).
  • Zweite Gesprächsrunde (ca. 15 Minuten): Die Arbeitsgruppen setzen sich erneut zusammen und vergleichen ihre eigenen Überlegungen mit den Informationen des Kurzreferats. Sie arbeiten an ihrem Ergebnis aus der einleitenden Gesprächsrunde weiter und halten das neue Arbeitsergebnis wieder schriftlich fest.
  • Plenumsdiskussion (ca. 30 Minuten): Die Arbeitsgruppen stellen ihre Ergebnisse im Plenum zur Diskussion.

Hinweise zur Durchführung
Die Sandwichmethode setzt einen "Vorlauf" voraus: Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind bereits grob über ein Thema, einen Handlungsanlass informiert und entsprechend interessiert. Es handelt sich hier also, wie in anderen Fällen auch, um eine Methode, die nur im Kontext eines umfassenderen Beteiligungs- und Kommunikationsprozesses sinnvoll einzusetzen ist.
Bei wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern kann in einer Gruppe diskutiert werden. In diesem Falle ist die Plenumsdiskussion überflüssig. Bei einer hohen Teilnehmerzahl müssen evtl. weitere Räume für die Arbeitsgruppen zur Verfügung gestellt werden. Ein Raumwechsel bedeutet allerdings meist eine unangenehme Unterbrechung. Besser ist es, von vornherein einen ausreichend großen Raum bereitzuhalten.

Weiterarbeit
Auf der Grundlage der Arbeitsergebnisse kann seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bedarf nach weiteren Themen und Diskussionstreffen geäußert werden.

Beispiel
Bei einem Bewohnertreffen im Rahmen einer Stadtteilerneuerung geht es um die Umgestaltung eines Hinterhofs. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten beim letzten Treffen den Wunsch geäußert, sich über mögliche Begrünungsmaßnahmen zu informieren. Nachdem zu Beginn der Veranstaltung eine Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes das Thema und das weitere Vorgehen vorgestellt hat, werden vier Arbeitsgruppen gebildet zu der Frage "Welche Begrünungsmaßnahmen erscheinen mir für meinen Hinterhof als sinnvoll?". Die Arbeitsgruppen halten ihre Ergebnisse in Skizzen oder Stichwortlisten fest. Im Anschluss referiert die Stadtplanerin anhand von Dias kurz über Möglichkeiten, Hinterhöfe zu begrünen, wobei sie die Maßnahmen nach Verwendungszwecken (Bodenbedeckung, Fassadenbegrünung, Sichtschutz etc.) geordnet hat. Darauf tauschen sich die Arbeitsgruppen erneut aus und überarbeiten ihre Ergebnisse. Im Plenum stellen die vier Arbeitsgruppen ihre Diskussionsergebnisse vor und diskutieren gemeinsam die verschiedenen Begrünungsvorschläge für den Hinterhof.

  Tipps

  • Die Fragestellungen für die Gesprächsrunden sollten auf das Vorverständnis Bezug nehmen, eindeutig formuliert und für alle sichtbar sein.
  • Auch hier ist es eine wesentliche Aufgabe der Moderation, darauf zu achten, dass die Ergebnisse kontinuierlich schriftlich festgehalten werden.
  • Die Raumgröße sollte entsprechend der Teilnehmerzahl einen Wechsel zwischen Plenum und Arbeitsgruppen zulassen.

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3.3  Vortrag (mit Medieneinsatz)

Vorträge und Kurzvorträge finden in vielen Beteiligungsformen und -verfahren Anwendung. Sie dienen vor allem zur Information über ein Planungs- und Entwicklungsvorhaben oder über fachliche Hintergründe und bilden oft den inhaltlichen Bezugspunkt für spätere Diskussionen.
Gerade weil es sich hier um eine der üblichen Vermittlungsformen handelt, werden möglicherweise besonders oft gravierende Fehler gemacht: die Vorträge sind langweilig, wenig informativ oder unverständlich, zu lang, lieblos präsentiert und erreichen so ihr Ziel nicht (häufig jedoch gegenteilige Wirkungen wie Verärgerung etc.). Soll nicht über die Köpfe der Zuhörerinnen und Zuhörer hinweg geredet, sondern zum eigenen Nachdenken und zur gemeinsamen Erörterung angeregt werden, ist eine sorgfältige Vorbereitung ebenso unerlässlich wie die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Vortragsstil.
Selbstverständlich gibt es kein Patentrezept für einen guten Vortrag, aber doch einige Hinweise, deren Berücksichtigung typische Fehler vermeiden hilft.
Da grundsätzlich der Visualisierung für die Wirkung von Vermittlungsbemühungen große Bedeutung zukommt, ist hier insbesondere der Einsatz entsprechender Medien berücksichtigt.

Stichworte zu Planung und Vorbereitung

  • Zum Beispiel geeignet für: BürgerversammIung, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, Forum; Vortragselemente finden sich darüber hinaus in fast allen anderen Beteiligungsformen.
  • Teilnehmerzahl: beliebig große Gruppen; allerdings liegt bei etwa 25 Personen eine Grenze: bis hierher kann noch mit der ganzen Gruppe "gearbeitet" werden, unmittelbare persönliche Bezüge sind möglich; deutlich größere Teilnehmerkreise bleiben für die Vortragenden anonym und stellen oft auch andere technische Anforderungen (Mikrofon etc.).
  • Dauer: maximal 45 Minuten für einen Vortrag (besser kürzer und eine Vertiefung im Gespräch), 10 bis 20 Minuten für einen Kurzvortrag
  • Material/Medien: Veranschaulichende Hilfsmittel, wie Film-, Dia-, Overheadprojektor, Tonbandgerät, Tafel, Flip-Chart (Gestell mit großem Papierblock, dessen Blätter umgeschlagen werden können), Wandzeitung
  • Vorbereitung: Die Vortragenden sollten bei der Vorbereitung des Referats vor allem folgende Aspekte berücksichtigen: die Adressaten (Vorkenntnisse, Interesse am Thema, Motivation zur Teilnahme), die Art der Veranstaltung (Vortragsfolge, Arbeitssitzung mit einleitendem Referat etc.), Größe des Teilnehmerkreises, der Raum und seine Gegebenheiten (Technik, Bestuhlung etc.) sowie der Zeitpunkt der Veranstaltung (Abendveranstaltung, im "Mittagsloch" o.ä.).

    Im Mittelpunkt der Vorbereitung steht die Erstellung einer Disposition (für freien Vortrag) oder eines Manuskriptes sowie ggf. begleitender Materialien (Folien, Handouts etc.).
    Für den Einsatz von Medien ist zu prüfen, welche Mittel den Vortrag am sinnvollsten unterstützen. Zugleich muss sichergestellt sein, dass die entsprechenden technischen Voraussetzungen gegeben sind (Sind die Geräte vorhanden? Ist der Raum abzudunkeln? etc.).
    Die Moderation sollte mit der eingeladenen Referentin bzw. dem Referent ein ausführliches, möglichst persönliches Vorgespräch führen. Dieses sollte sich auf folgende Aspekte beziehen: Thema, inhaltliche Schwerpunkte und erwartetes Ergebnis der gesamten Veranstaltung, Rolle des jeweiligen Referats, Termin, Veranstaltungsort, Zielgruppe, erwartete Gruppengröße, Einsatz von Medien und Methoden, Länge des Vortrags, Länge der Diskussion.

Verlauf
Für einen Vortrag gibt es keinen verallgemeinerbaren Ablauf. Im folgenden werden daher (in Anlehnung an Brühwiler 1992) nur einige Modelle zur Strukturierung von Vorträgen beispielhaft aufgeführt, die einige allgemeine Orientierungspunkte liefern können.
Die beiden ersten Modelle variieren die Abfolge: konkrete Ausgangssituation - allgemeine Überlegungen, Erfahrungen andernorts etc. - Rückführung zur Ausgangssituation und Auswertung:

  • Frage/Problem,
  • mögliche Antworten,
  • Schlussfolgerung;
  • Situationsbeschreibung,
  • Probleme,
  • Positive Praxisbeispiele,
  • Was heißt das für uns?

Sofern Ausgangssituation und Problembeschreibung klar ist, kann auch gleich mit dem zweiten Schritt begonnen werden, was folgendes Schema ergibt:

  • Praxisbeispiel(e),
  • Detaillierte Betrachtung einzelner Aspekte,
  • Schlussfolgernde Thesen.

Generell kommt es darauf an, Spannungen zu erzeugen, die zur eigenen Meinungsbildung anregen, und zugleich Bewertungen transparent zu machen. Dazu dient noch immer am besten das klassische Schema:

  • These,
  • Antithese,
  • Synthese;

das wiederum in zahlreichen Varianten vorzufinden ist. Ein Beispiel:

  • Meinungen zum Thema,
  • Gegenmeinungen,
  • Vergleich der Ansichten,
  • Bewertung und Begründung des eigenen Standpunktes,
  • Folgerungen, offene Fragen.

Es wird deutlich: hier sind zahlreiche Kombinationen und Varianten denkbar und Praxis.
Unverzichtbar für den sinnvollen Aufbau des Vortrages sind jedoch bestimmte Anfangs- und Schlusselemente:

  • Zu Beginn sollten Ausgangspunkte und Gedankengang grob umrissen werden. Dies sollte nicht in Form einer Kurzfassung geschehen, die die Ergebnisse vorweg nimmt sondern eher Neugier wecken, in jedem Fall aber das Publikum grob über den Ablauf orientieren.
  • Am Schluss sollten diejenigen Aspekte, die nach Auffassung der Vortragenden für die weitere Arbeit von Bedeutung sind (vorläufige Ergebnisse, ,Schlussfolgerungen, offene Fragen) in pointierter Form sichtbar werden.

Hinweise zur Durchführung. Die inhaltliche Ausgestaltung des Vortrags sollte sich eng an dem vereinbarten inhaltlichen Rahmen orientieren und dabei vor allem die Voraussetzungen der Zuhörerschaft (Kenntnisstand, inhaltliche Interessen) berücksichtigen. Dazu gibt es in den vielen Handbüchern zum Thema zahlreiche "Formeln" und Empfehlungen. Wir geben hier lediglich zwei wieder: Zunächst die AIDA-Formel. Danach sind folgende vier Punkte von Bedeutung (vgl. Decker 1994, S. 139):

  • Attention: Aufmerksamkeit erzeugen,
  • Interest: Interesse fördern,
  • Desire: Bedürfnisse ansprechen,
  • Action: Zum Handeln auffordern, Konsequenzen für praktisches Handeln aufzeigen.

Nach Knoll (1991, S. 99) kann eine Orientierung an Kenntnisstand und Interessen der Zuhörerschaft vor allem dadurch erreicht werden, dass man

  • "an die Situation und Fragen der Hörer anknüpft..;
  • das Referat klar und übersichtlich strukturiert (z.B. Absätze deutlich werden lässt, Unterpunkte numeriert) und die Gliederung vorlegt ... ;
  • die Lernschritte verkleinert (z.B. durch die Begrenzung des Stoffumfangs und Zuspitzung auf wesentliche Fragen bzw. Aussagen);
  • auf sprachliche Verständlichkeit achtet (Vermeidung von Fremdwörtern, Erklärung von Fachbegriffen, a